17.10.2014

Karmanacht



SEVERENCE - HIDDEN CEILINGS



Wer sich an der Schnittmenge von Dub Techno und Ambient erfreut, musste im Jahr 2013 früher oder später über dieses Album stolpern. In meinem Falle war es spektakulärerweise und völlig unvorhersehbar eher später, denn als ich, wie ich meinem last.fm-Profil entnehmen kann - es ist schon alles ein verrückter Scheiß - am 18.Oktober, also praktisch fast genau vor einem Jahr, "Hidden Ceilings" zum ersten Mal hörte, konnte ich mich bis zum Jahresende schlicht nicht entscheiden, ob es Bestandteil der Jahresendabrechnung werden soll, oder nicht. Die aufmerksamen Leser werden es jetzt in die Welt, oder zumindest in die Kloschüssel herausschreien:"NEIN! ES WAR NICHT BESTANDTEIL DEINER BEKNACKTEN TOP 20-LISTE, WIEHER!". Was einwandfrei richtig ist. 

Ich entschied mich schlussendlich gegen das Werk von Eliot Denmark, und es kann nur ein kurzer Tagesaus-, beziehungsweise unfall gewesen sein, der mich dazu zwang, vielleicht war es auch die starke Konkurrenz oder ein langjähriges Frisurenleiden, ich weiß es nicht. Dabei wäre eine Platzierung locker, Achtung, ein Plusquamperfekt: zu vertreten gewesen; eine Bewertung, die jetzt im neuerlichen Herbst, also in dem des Folgejahres, mehr Sinn denn je macht. Denn Denmarks Musik ist keine für den Sommer oder den Frühling, sie ist keine seichte Untermalung von im Sonnenwind wehenden Kleidern, Haaren und Pimmeln, es ist keine entspannende Hintergrundberieselung für Studenten-WGs nachts um 4. "Hidden Ceilings" ist nicht cool - denn Denmark vermeidet jedes Klischee. Dunkel, lebensfeindlich, manchmal bedrohlich. Keine Bange, das passiert nur, wenn sich die falschen Bilder im Kopf ausrollen. Außerirdische, fremde Planeten, tödliche Strahlung, Alufolienhut, Markus Lanz. Oder ein verlassendes Hallenbad auf dem Saturn. Die öffentlichen Mittel haben halt auch dort gefehlt. Die Bibliothek ist auch geschlossen, sagt man.

Der gebürtige Londoner, den es im Jahr 2001 ins spanische Murcia verschlagen hat, hat mit seinem Debut auf dem deutschen Bine-Label ein bemerkenswertes, weil mit ästhetischer Balance komponiertes Album produziert, das sowohl die Stille, die Dunkelheit und das Introvertierte, als auch die subtile Gefahr, das Lauern und den Schmutz auf eine impulsive, dringliche Art herausarbeitet. 

Wo auch immer wir uns hier in diesen 72 Minuten befinden, es ist stets die süße, zerstörerische Realität.




Erschienen auf Bine Music. 2013. 

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