DIGGS DUKE - OFFERING FOR ANXIOUS
Es artete beinahe in peinlich hektisches Gerenne aus, um noch ein Exemplar von "Offering For Anxious" zu ergattern. Die Mailorderextremität HHV.de bemerkte vorsorglich, dass es nur eine Platte pro Bestellung und Besteller gäbe, was immer ein sicheres Zeichen dafür ist, sich besser ein wenig zu beeilen. Was außerdem zur Kaufentscheidung trotz kompletter Ahnungslosigkeit darüber, was mich hier erwartete, beitrug: Gilles Petersons Label Brownswood Recordings steckt dahinter und so schlecht kann das also nicht sein. Plus: Brownswood gehen mit ihren Vinylausgaben traditionell sehr sparsam um.
Der erste Duchgang war etwas ernüchternd, aber das lag an meiner Erwartungshaltung, die vermutlich auf extrasmoothen Souljazz hoffte. Ein paar Tage später drehte sich "Offering For Anxious" nochmal mit etwas mehr Freiraum im Oberstübchen auf dem Teller und siehe da: Begeisterung machte sich breit. Diggs Duke ist ein Multiinstrumentalist aus Washington DC, der auf seinem Debutalbum praktisch alles im Alleingang aufbaute. Er schrieb die Songs, er spielte sie selbst ein, er produzierte und mischte sie und dann bastelte er auch noch das Cover selbst. Ein Freak aus dem Bilderbuch, ein hochmusikalischer noch dazu. Duke verzwirbelt in nur 24 Minuten Jazz, Hip Hop, Folk, Soul und Spaceship-Electronica zu einem äußerst schwer zu durchschauenden Potpourri aus fünfzig Jahren Musikgeschichte. Dabei bleibt er erfrischend unkonkret: von Songs im herkömmlichen Sinne kann keine Rede sein, und kaum ist eine schöne Hookline in dieser brodelnden Suppe aufgetaucht, versinkt sie auch schon wieder auf Nimmerwiedersehen im Kurzzeitgedächtnis, im Beatgeschepper, in Flying Lotus'schen Weirdo-Abfahrten, die die Tiefe des Raums ausloten. Wie weit kann man in Sachen avantgardistischer Dekonstruktion gehen, ohne die Seele zu verlieren? Vielleicht exakt so weit.
Erschienen auf Brownswood Recordings, 2014.
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