VALERIE JUNE - PUSHIN' AGAINST A STONE
"Pushin' Against A Stone" stand schon lange Zeit auf meinem virtuellen Einkaufszettel, vornehmlich aus dem Irrglauben heraus, die knapp dreißigjährige Sängerin aus Memphis hätte auf ihrem Debutalbum Interpretationen von ollen Nina Simone-Songs im Angebot - was mich und meine Verehrung für die Jazzlegende natürlich ziemlich wuschig werden ließ. Man möge mich indes bitte heute nicht mehr fragen, wie ich darauf kam - Freund Jens, der meinen diesbezüglichen Einkaufstipp im Schallplattenkaufladen zum Glück mit lediglich gelupfter Augenbraue und nicht etwa mit gezückter Kreditkarte quittierte, war nach einem Probedurchgang irritiert: das sei ja schon sehr südstaatig und redneckig und eher so "Äh?!". Ich kann ihm da nicht grundlegend widersprechen und wer eine unüberwinbare Allergie bei Kontakt mit US-amerikanischem Südstaatenfolk hat, der wird mit "Pushin' Against A Stone" nicht zwangsläufig hyposensibilisiert werden können. Oder vielleicht doch?
Nun hat der Autor dieses Blogs, wie schon, auch wenn nicht exklusiv dort, im Posting zu "Outroduction" der New Amsterdams festgehalten, durchaus gröbere Vorbehalte gegen dieses Folk und Country und Americana-Genre, und die Fixierung von so manchem Hipster-Indiefuzzi auf Bart, Banjo und Baumwollplantage hinterlässt für gewöhnlich einige böse Verbalinjurien auf meinen Lippen. So bleibt es unvermeidlich, dass es Momente auf dieser Platte gibt, die ich als echte Herausforderung begreife, und es wird nicht besser, wenn textlich das Gebetsbuch herausgeholt wird - aber man wächst ja mit seinen Aufgaben. Bei "Trials, Troubles, Tribulations" zwitschert mir das nasale Plärren Junes ein paar Mal zu oft was von "Cheeezus" ins Ohr und auch bei "Tennessee Time" sitzen mir ein paar Neanderthaler zu viel um das prasselnde Lagerfeuer herum. Andererseits fällt es mir schwer, zu den übrigen Songs ähnliche Gedanken aus dem Hirn zu wringen: Junes spitze Stimme ist sicherlich nicht Jedermanns Geschmack (was ganz grundlegend schon mal für einen dicken Pluspunkt sorgt), aber sie hat Charakter und Seele. Die Produktion von Dan Auerbach von den Black Keys ist mit dem unentwegten Pendeln zwischen sprödem Minimalismus wie in "Somebody To Love" und opuletenen Funk/Soul-Ansätzen wie in "Wanna Be On Your Mind" oder "Twined & Twisted" eine kleine Sensation, die Songs sind hingebungsvoll und melancholisch, manchmal wunderbar wiederborstig, bluesig und sogar schroffrockig wie in "You Can't Be Told".
Erschienen auf Sunday Best, 2013.
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