18.06.2013

Todeszungen aus Engelslava



VESTALS - FOREVER FALLING TOWARD THE SKY

Der eine nennt es "kreativen Ausbruch", der andere, also ich, "Rückkehr ins Leben mit kreativem Auswurf" - es flutscht heute obenrum ganz gut, mag an dem Kaffee gelegen haben - und deshalb nehmen wir nochmal flott die Abfahrt ins Shoegaze- und Dream Pop-Land: wer "Forever Falling Toward The Sky" zum ersten Mal hört, schwört Stein und Steißbein, dass sich da eine Band verträumt an den Genitalien herumspielt, aber falsch geschwört, drei Mal schwarzer Kater: Vestals ist das Soloprojekt von Lisa McGee, der einen Hälfte von Higuma. Die andere Hälfte hört am Wegesrande auf den Namen Evan Caminiti und ist meinen Lesern spätestens seit meinen Einlassungen zu dessen "Night Dust" Platte wenigstens namentlich geläufig.  Rämmpämmpämmpämm.

Die fünf Songs auf dieser ganz wunderbaren EP sind hochmelodische Shoegaze-Tortenheber, ungeschliffen und dabei trotzdem himmelhochjauchzend poppig. Selbst das Kratzen der im Hintergrund herumgrummelnden Noise-Gitarre wird von den traumhaft perlenden Gesangs- und Gitarrenarrangements gezähmt. Es regiert die schwüle Sommernacht, der leise Vulkanausbruch mit ausgespuckten und in Äther getauchten Wattebällchen, das glühende Rot hält das Zepter in der Hand, in der Ferne flirrt die Luft, die Augen schließen sich und wollen am liebsten nie wieder geöffnet werden. Genug Klischees und bescheuerte Bilder verbraten? So einen Mist liest man ja ansonsten nur in der Intro. Oder bei, haha: Plattentests. Ich hatte es eingangs erwähnt: Auswurf. Gelber Auswurf. Oder "Schmackes" (G.Knebel). Sei's drum. Was ich sagen wollte: wenn der Mojito gerade frisch durch das Glas schwappt, wenn es eine laue Sommernacht an einem Samstag ist, wenn Dir die Uhr in ihrer ohnmächtigen Kraft "ES IST HALB VIER MORGENS, DU PENNER!" entgegenbrüllt, dann ist das genau, aber mal sowas von GENAU die Platte, die den Abend ausknipsen und Dich ins Bett schicken wird.

Das Tolle daran: "Forever Falling Toward The Sky" funktioniert auch an winterlichen und schneeversunkenen Abenden im Dezember. In Embryonalstellung auf der Couch zusammengerollt, wenn der Wind da draußen die Leere im Innern spürbar und offensichtlich werden lässt, dann, lassen wir's gerade nochmal ernst werden, spenden diese unaufgeregten und umarmenden Kompositionen Trost und Licht.

Ist wirklich so. Ich hab's getestet.

Erschienen auf Root Strata, 2012.

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