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25.06.2025

My Nineties Were Better Than Your Nineties - #195: Jagged Edge - Fuel For Your Soul




JAGGED EDGE - FUEL FOR YOUR SOUL



"Violent, irrational, intolerant, allied to racism and tribalism and bigotry, invested in ignorance and hostile to free inquiry, contemptuous of women and coercive toward children: organized religion ought to have a great deal on its conscience." (Christopher Hitchens)



Mein allererstes Rockkonzert war der Auftritt von Bruce Dickinson am 5.Juli 1990. Exakt einen Monat zuvor wurde ich 13 Jahre alt, und mein Bruder und seine damalige Freundin nahmen mich mit in die komplett überfüllte Frankfurter Batschkapp. Die erste Rockband, die ich in meinem Leben also live erlebte, und mich damit auch erstmals mit der überwältigenden Sensation der enormen Lautstärke eines Rockkonzerts konfrontierte, war allerdings nicht die Band des Sängers von Iron Maiden, sondern eine junge Truppe aus England: Jagged Edge. Deren Schagzeuger Fabio Del Rio spielte auf Dickinsons erstem Soloalbum "Tattooed Millionaire", außerdem wurden Jagged Edge vom Maiden Management Sanctuary Music betreut, was ihnen vermutlich ein paar Türen öffnete, um den Anheizer für Dickinson zu geben. Ich sah praktisch nichts von der Show, aber Jagged Edge kamen an dem Abend gut an - und ich war tief beeindruckt, von allem. Von der Lautstärke, dem lauten Applaus und Geschrei des Publikums und natürlich der Musik. Eine Woche später kaufte ich mir die EP "Trouble" im Saturn-Hansa auf der Berger Straße in Frankfurt Bornheim, dessen legendäre Musikabteilung - man verzeiht mir die folgende Übertreibung, aber mit 13 hatte ich noch kein Gefühl für sowas wie Dimensionen - so groß wie ein halbes Fußballfeld war. Ein paar Monate später erschien mit "Fuel For Your Soul" das erste Album, und ich wurde zum Fan. So gesehen wäre es angesichts der Auswahl von "Fuel For Yor Soul" als eine der besten Platten der 1990er Jahre vielleicht nicht über Gebühr absurd, mich geteert und gefedert ins tumbe Nostalgieabseits laufen zu lassen. Aber haltet ein, die ihr beheugabelt und befackelt vor meiner Türe stehet! "Fuel For Sour Soul" ist ganz möglicherweise in die rosarote Watte eines 13-jährigen eingewickelt, der so hoffnungsvoll wie vergeblich auf die einsetzende Pubertät wartet, aber es ist auch einfach ein toll komponiertes, brillant produziertes und mit starken Hooklines ausgebautes, von Matti Alfonzetti (später übrigens bei der schwedischen Alternativeband Skintrade am Mikro) glänzend gesungenes, melodisches AOR/Hardrockalbum mit mindestens fünf absoluten Volltreffern - soviel hat eine Einzellercombo wie Mötley Crüe in ihrer ganzen Scheißkarriere nicht auf die Reihe bekommen. 

Vinyl und so: Für die 1990er Originalpressung müssen mittlerweile zwischen 40 und 50 Euro gezahlt werden, und ein Reissue ist leider so gar nicht in Sicht. Die CD kostet zwischen 10 und 15 Euro. Einige Versionen erschienen unter dem Namen "Jagged Edge U.K.".


  




Erschienen auf Polydor, 1990.