Koketterierei, is' schon recht. Tatsächlich hatte ich bereits im letzten Jahr Edition 13 komplett fertig geschrieben, dann aber gemerkt, dass die Texte schon wieder so ausufernd umfangreich waren, dass sie als Einzelposting besser aufgehoben waren. Ich laber' und schreib' zuviel. Wer immer noch durchhält: Hut ab!
In den letzten Wochen fanden einige Exemplare neuer Schallplatten den Weg in die Sossenheimer Hood, warum also nicht hier und heute und also praktisch: jetzt?! Wenn ich primagut motiviert bin, folgt Teil 14 vielleicht schon total bald.
TROPICS - RAPTURE
Ich bin mir noch nicht sicher, aber das könnte wirklich eine große Enttäuschung werden. Bekanntermaßen werden Enttäuschungen auf meinen virtuellen Seiten sehr selten erwähnt, in diesem Fall muss es aber wegen meiner großen Erwartungshaltung, ganz besonders nach dem immer noch tollen "Parodia Flare"-Langspieler aus dem Jahr 2011, leider doch sein. Dabei war vor dem Auflegen noch alles super: ich war heiß wie ein dampfender Pfannkuchen mit frischen Erdbeeren auf diese Platte, ein prima Cover, wunderbar weiß-marmoriertes Vinyl, was sollte hier schon schiefgehen? Der britische Alleskönner Chris Ward hat sich allerdings auf "Rapture" vom schwülen und schwülstigen Hedonistenpop, der sich mit Sonnencremebowle und qualmenden Tramalzäpfchen am Schwackeln hält, verabschiedet und stattdessen einen unterkühlten und wimmernden Elektropop ins Campingzelt gelassen, der nicht nach Strand und Leben und Liebe, sondern nach Schneefall, Ingwertee und Strickpullover aus gedrechselten veganen Usambaraveilchen klingt. Wir sprechen im Herbst nochmal über "Rapture", bis dahin frage ich mich (und Euch!): Musste die Abfahrt in Richtung der Legionen von emotional verdorrten und dabei seltsamerweise aalglatten Soundfummlern wirklich sein? Passt alles nicht together.
Erschienen auf Heavenly Sweetness, 2015.
WAR ON WOMEN - WAR ON WOMEN
Zur Selbstauskunft: Hardcore Punk made by some Baltimore feminists. Als Vorband von Propagandhi tourte das Quintett 2013 durch Europa und überzeugte mich beim Gig in Köln zumindest insofern, als dass ich das 10-Inch Debut als Erinnerung mit nach Hause nahm. Wo "Improvised Weapons" noch etwas unrund lief, ist das selbstbetitelte zweite Album ein riesengroßer Schritt nach vorne. Bis auf eineinhalb dezent schnarchige Punkstandards ist "War On Women" eine kratzbürstige, intensive, komplexe, technisch überraschend anspruchsvolle Hardcorescheibe mit nicht nur wichtigen, sondern auch durchaus provokanten Texten von Sängerin Shawna. Ich habe drei, vier Durchgänge gebraucht, um mich in den manchmal nur eineinhalb Minuten langen Songs zurechtzufinden, seitdem wandert das schicke rote Vinyl immer öfter auf den Plattenteller. Eine geile Platte, die auf jeder Ebene meilenweit vom zahmen Allerweltspunkrock entfernt ist.
Erschienen auf Bridge 9, 2015.
THEESATISFACTION - EARTHEE
Das zweite Album von Catherine Harris-White und Stasia Irons ist im Vergleich zum Vorgänger "Awe Naturale" eine Spur ätherischer und spiritueller ausgerichtet. "Earthee", ebenfalls auf Sub Pop veröffentlicht, erscheint vor allem auf der B-Seite wie eine moderne Version alter Shanti-Mantras von Alice Coltrane, verschachtelt und progressiv, dabei aber sanft- und sanftmütig. Jazz und kein Jazz, Soul und kein Soul, Hip und doch irgendwie kein Hop. Cool - und gleichzeitig uncool. Theesatisfaction balancieren immer noch auf der Trennlinie zwischen Avantgarde und Popkultur, wohlwissend, dass sich beides nicht zwangsläufig ausschließen muss, und wirken in der Folge, als hätten sie sich selbst im vollem Bewusstsein in diesen toten Winkel manöveriert. "Earthee" ist angenehm aufgeheizt, angenehm schräg, manchmal fremdartig, fast außerirdisch.
Erschienen auf Sub Pop, 2015.
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