29.06.2013

Arme Ritter



IMPERMANENCE TRIO/TRICKO-TARECO
Ich muss zugeben, dass ich den Anschluss an neue Veröffentlichungen aus dem Jazz in den letzten Jahren zwischen den ganzen hippen Elektroheinis, Soulfiffies, Funkuschis und Thrasheumels verloren habe. Kritiker könnten nun argumentieren, dass ich ihn sowieso noch nie gefunden, sondern mich immer an den alten Schinken orientiert habe, und ich könnte den Vorwurf, wenn's denn als solcher gemeint ist, nur schwerlich zurückweisen. Dabei ist das gar nicht per se so geplant, denn ich stehe wie der Holzlöffel in der Buttermilch, wenn ich über interessante Sachen stolpere. Gestolpert bin ich auch über die hier und heute vorliegende Split-LP aus dem Hause Impossible Ark. Das Impermance Trio mit Matthew Bourne am Piano, Riaan Vosloo, Schlagzeug und Tim Giles am Bass spielt freie Interpretationen von Sun Ra und Duke Ellington und zieht dabei alles auseinander, was vorher schon nicht so irrsinning eng miteinander verwoben war. Ihre Musik erscheint wie ein Mobilee im Kinderzimmer, das sich selbst vom Flügelschlag einer Fruchtfliege in Bewegung setzen lässt; freie Radikale, und das Schlagzeug klingt wie ein zusammenstürzender Turm von Legosteinen. Ein sehr überlegtes, dunkles und nachdenkliches Set.

Kit Downes sagt über sein Projekt Tricko-Tareco:"Tricko Tareco enjoys simple things put in weird ways." - "weird" ist seine Musik allerhöchstens im Vokabular einiger Jazz-Granitköpfe, die auch beispielsweise beim Auftritt von Nik Bärtsch's Ronin im Innenhof des Frankfurter Historischen Museums mit den Worten "Nächsten Sonntag gibt's auch wieder richtigen Jazz zu hören." besänftigt werden mussten. Tricko-Tareco, neben Downes sind Cellistin Lucy Railton und Soundspezialist Alex Killpartrick mit von der Partie, erscheinen im Vergleich mit dem Impermance Trio klassischer, vielleicht auch starrsinniger in ihrem Ansatz. Vor allem ihr permanenter Drang zur Auflösung der Gegensätze aus moderner, freier Interpretation und einem hinsichtlich ihrer Melodien fast schon barocken Edelstil ist auffällig sorgsam ausgearbeitet. Auch hier überrascht die Souveränität und Ruhe, die von ihren Kompositionen ausstrahlt - ich möchte nicht sagen, dass es sich um niedergeschlagene Musik handelt, aber an einem sonnigen Sonntagmorgen würde ich ehrlich gesagt zu anderer Musik greifen. Für die Nacht indes - eine perfekte Platte.

Erschienen auf Impossible Ark, 2013.

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