I watch your pride before the falland realise I don t belong at all.
Skyclad hatten immer ein Faible für klanglich - sagen wir mal: originell ausstaffierte Alben und "Vintage Whine" beweist genau das: Zum einen war es nach zwei, drei ruhigeren und überwiegend akustischen Jahren die Rückkehr der Band zu brachialer Härte, zum anderen klang und klingt das achte Studioalbum so ungewöhnlich, dass ich selbst bis heute nicht sagen kann, woran das eigentlich genau liegt. "Vintage Whine" ist sehr räumlich inszeniert, dafür aber vor allem im Rhythmusbereich verwaschen, mit Gitarren, die fast schon zu arg im Vordergrund stehen und demnach alles überrollen, was sich ihnen in den Weg stellt - was auch ein Statement sein kann, wenn man den Schlüssel zu der Rumpelkammer wiedergefunden hat, in der die bratenden Verstärker und die Metalkutten seit einer halben Dekade vor sich hin schimmelten. Insgesamt werde ich das Gefühl nicht los, als wäre "Vintage Whine" überproduziert, obwohl sicherlich das genaue Gegenteil der Fall sein dürfte. Und hat hier eben gerade "Clipping" gesagt?
Tadellos hingegen das Zusammenspiel zwischen Produktion und Songwriting, denn ich wüsste nicht, wann der Fünfer jemals so rauh und wild in Szene gesetzt wurde - selbst in ihren frühen Tagen des Thrash Metals brodelte es nicht so irrsinnig wie auf "Vintage Whine", besonders gut nachzuhören auf rasanten Abfahrten wie "On With Their Heads!" oder "Something To Cling To". Stilistisch hat man sich darüber hinaus auf Albumlänge ein interessantes Plätzchen gesucht, denn auch wenn die bratenden E-Gitarren, der kräftige Punch am Schlagzeug und die rauhe Stimme von Frontzwerg Walkyier zurückkehrten, lassen sich die Songs von "Vintage Whine" mit keiner Bandphase direkt vergleichen. Es ist viel mehr das, was jeder Musikjournalist so gerne herbeischreiben möchte und womit er am Ende glorreich an der Realität scheitert: Skyclad haben tatsächlich alle unterschiedlichen stilistischen Ausprägungen ihrer damals neunjährigen Geschichte zusammengeführt, alle charismatischen Merkmale ihres einzigartigen Sounds zu einem großen Bündel gepackt und dazu einige große Songs mit fantastischen Hooklines geschrieben. "Bury Me", "Cancer Of The Heart", das würmelnde "A Well Beside The River" und die Akustiknummer "No Strings Attached" stehen mittlerweile längst im Klassiker-Kanon.
Die Fans hingegen waren unschlüssig, was sie mit dem Brocken anfangen sollten und näherten sich "Vintage Whine" mit einiger Skepsis. In meiner persönlichen Einschätzung war rückblickend die Zeit für Skyclad strenggenommen schon vorbei, da die Erfolge derweil von anderen Kapellen gefeiert werden konnten: Subway To Sally und In Extremo bildeten die Speerspitze der neuen Folk-Rock/Metal-Bewegung in Deutschland und Europa, während das Original aus Newcastle rechts überholt wurde. Außerdem hatten viele Metalfans die Band nach den beiden fast vollständigen Akustikalben schon abgeschrieben, und die Szene kann bekanntermaßen traditionell sehr unerbittlich sein, verlässt eine Band die "reine Lehre". Skyclads Rückkehr zu ihrer ursprünglichen Version von Heavy Metal wurde schlimmstenfalls mit dem zwar angesichts der (un)kommerziellen Realität völlig absurden, aber sich dennoch hartnäckig in den Frontlappen stockkonservativer Metaller eingenisteten Gedanken quittiert, die Band habe mit ihrem Folksound eben keinen Erfolg mehr gehabt und kehre nun, für immer als "Wendehälse" gebrandmarkt, reu- und demütig in den metallischen Heimathafen zurück, damit der neue Geldspeicher eben doch noch gebaut werden kann.
Damit ist die Glaubwürdigkeit einer Band am sprichwörtlichen Arsch aufgehängt, und wenn es mal soweit ist: werde Bäcker.
Erschienen auf Massacre Records, 1999. Anmerkung: Formatierungsoptionen von Blogger schlimmer als Hitler. 300 Puls.
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