14.12.2014

"WE FOUND BAD BONN."



PTERODACTYL - PTERODACTYL


Ein etwas obskures Schätzchen noch kurz vor Weihnachten und dem ganzen unvermeidbaren Listenkram, der mich - und damit irgendwie auch Euch - sicherlich wieder bis März beschäftigen wird, und über den ich auch in diesem absoluten und verboten-armseligen Scheißjahr 2014 schon mindestens dreizehn bis achtzehn Sekunden nachgedacht habe. 

Pterodactyl stammten aus der Gegend um Brooklyn und veröffentlichten im Jahr 2007 mit ihrem selbstbetitelten Debut ein nervöses, aufkratzendes Album. Das Trio kommt, holzt - und ehe man sich versieht, ist es auch schon wieder weg. Die hysterischen, hellen und schrillen Organe der beiden Sänger Kurt Beals und Joe Kremer, letzterer ist im halbwegs seriösen Leben tatsächlich ein Physiklehrer, die hier und da mittels Sampler übereinander geschichtet wurden und damit eine dichte und unwirkliche Stimmung erzeugen, dominieren, während im Hintergrund die mal hektischen, mal swingenden Drums von Matt Marlin vorbeiwuseln. Die verspulten Gitarrenläufe und -melodien schrauben dabei die Extase der Band immer weiter nach oben. Das ist nicht besonders sexy, aber dafür frisch, spontan und wild.

Eine mehr als krude Mischung aus Noiserock, Hard- und Mathcore mit einem äußerst erfreulichen Spritzer Garagenrock oder auch, als Synonym: frühem Grunge. Kein Mainstream-Grunge von Anfang der neunziger Jahre, eher von dem holpernden und schrägen Herumgerocke und Rumgerotze, das Ende der Achtziger noch tief in der Ursuppe vor sich hin köchelte. Dreckiges Psycho-Riffing wie in "Rampage 1", fuzzige Bass- und Gitarren-Noiseorgien in der Fortsetzung "Rampage 2", an treibenden und abgefahrenen Postrock erinnernde Songfetzen wie in "Three Succeed" oder "Astross" und Hi-Speed-Wahnsinn in "Chx Bx" prägen eine verrückte Platte, die sich, man mag's erahnen, nicht abschließend beschreiben lässt. 

Die Songs sind sperrig und anstrengend, haben sicherlich die ein oder andere Schraube locker und überschreiten auch mal die Grenze zum unerträglichen Krach. Aber sie sind charmant. Eben weil sie sich nicht einordnen lassen, weil sie voller Ideen stecken, weil sie dich die Perspektive wechseln lassen. "Pterodactyl" will nicht ganz bestimmt nicht Dein Freund sein, ist kratzbürstig, manchmal unangenehm und unhöflich - und darauf muss man sich erst mal einstellen. Aber mal ehrlich: Kann man einer Band böse sein, die bei einem Label veröffentlicht, das "If it doesn't suck it's probably not on Brah" als Werbespruch benutzt? 

Eben.

Erschienen auf Brah Records, 2007.


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