Platz 5:
FORBIDDEN - TWISTED INTO FORM
Noch so ein schwerer Kampf um das "richtige" Album, aber ich hatte mich im konkreten Fall schon vor einigen Jahren festgelegt, dass "Twisted Into Form" mit einer Nasenspitze Vorsprung vor dem Debut "Forbidden Evil" ins Ziel mosht. Ein Testdurchgang im Rahmen dieser Liste ergab keine Veränderung an dieser Entscheidung, auch wenn man mich zugegebenermaßen bei Killertracks wie "Chalice Of Blood" oder dem unglaublichen "Through Eyes Of Glass" mit Superkleber an die Heizung pappen muss, damit ich nicht auch hier die Einrichtung (und das Universum) zerlege. "Forbidden Evil" hat möglicherweise in Bezug auf die eben genannten Songs zwar die stärkeren Highlights, "Twisted Into Form" ist aber insgesamt konsistenter und vor allem atmosphärisch ungeschlagen.
Das 1990 erschienene Album wurde nach dem gefeierten Debut mit riesiger Spannung erwartet und konnte in den Reviews einschlägiger Magazine zunächst nicht unbedingt mit euphorischen Reaktionen punkten. Ich erinnere mich gut an die kritischen Stimmen, die das gedrosselte Tempo und die banalen Riffs monierten - vor allem der letztgenannte Vorwurf erscheint aus heutiger Sicht völlig grotesk. Es dauert genau genommen eine Minute und achtundfünfzig Sekunden, bis mich der Wahnsinn erstmals packt und an die Decke schleudert, denn alleine für dieses an der Stelle einsetzende Riff im Opener "Infinite" hätte ich damals die aufgerufenen 20 Mark gezahlt. Aber auch da kann man mal sehen, wie konservativ die "Szene", sofern es die damals überhaupt gab, auf Veränderungen reagierte - und ja bis heute reagiert. Forbidden haben im Vergleich zu "Forbidden Evil" ihren Sound auf "Twisted Into Form" freilich weiterentwickelt, sie haben die beeindruckende juvenile Frische und Naivität des Debuts gegen eine dunkle, beklemmende Stimmung ausgetauscht, darüber hinaus wurde in gleichem Maße, in dem sie das Tempo aus dem Songs herausnahmen, der technische, komplexe Aspekt ihrer Musik in den Vordergrund geschoben - ohne jedoch das Hitpotential ihrer Kompositionen unter der Last von ziellosem Gefrickel zerdrücken zu lassen. "Step By Step" oder der fantastische Titelsong sind Klassiker des Genres, die final belegen, dass sich herausragende Musikalität nicht mit feinen Hooklines und Eingängigkeit beißen muss.
Das Ergebnis ist ein stilvolles, ernsthaftes und düsteres Thrash Metal Werk mit einem knochentrockenen, wenngleich überwältigend dichten und zermalmenden Sound. Und wie auf jeder Platte der Bay Area Helden steht das größte Plus der Band hinter dem Mikrofon: Russ Anderson war einer der größten Thrash-Sänger seiner Zeit, gesegnet mit einer einzigartigen Stimme, die so brutal und hart auf der einen, so melodisch und schlicht angenehm auf der anderen seite sein konnte, und die in keinem dieser Aggregatzustände aufgesetzt klang. Der Typ konnte _WIRKLICH_ singen. Über seinen Zustand bei den Reunion-Shows im Jahr 2009 und 2011 decken wir gerade im Angesicht der Leistung auf den ersten vier Forbidden Scheiben einen ganz großen Mantel, denn darum soll es hier nicht gehen. "Twisted Into Form" ist eines der ganz, ganz großen Kunstwerke des Thrash Metal und qualitativ in seiner stilistischen Ausprägung bis heute unerreicht.
Erschienen auf Combat Records, 1990.
Das 1990 erschienene Album wurde nach dem gefeierten Debut mit riesiger Spannung erwartet und konnte in den Reviews einschlägiger Magazine zunächst nicht unbedingt mit euphorischen Reaktionen punkten. Ich erinnere mich gut an die kritischen Stimmen, die das gedrosselte Tempo und die banalen Riffs monierten - vor allem der letztgenannte Vorwurf erscheint aus heutiger Sicht völlig grotesk. Es dauert genau genommen eine Minute und achtundfünfzig Sekunden, bis mich der Wahnsinn erstmals packt und an die Decke schleudert, denn alleine für dieses an der Stelle einsetzende Riff im Opener "Infinite" hätte ich damals die aufgerufenen 20 Mark gezahlt. Aber auch da kann man mal sehen, wie konservativ die "Szene", sofern es die damals überhaupt gab, auf Veränderungen reagierte - und ja bis heute reagiert. Forbidden haben im Vergleich zu "Forbidden Evil" ihren Sound auf "Twisted Into Form" freilich weiterentwickelt, sie haben die beeindruckende juvenile Frische und Naivität des Debuts gegen eine dunkle, beklemmende Stimmung ausgetauscht, darüber hinaus wurde in gleichem Maße, in dem sie das Tempo aus dem Songs herausnahmen, der technische, komplexe Aspekt ihrer Musik in den Vordergrund geschoben - ohne jedoch das Hitpotential ihrer Kompositionen unter der Last von ziellosem Gefrickel zerdrücken zu lassen. "Step By Step" oder der fantastische Titelsong sind Klassiker des Genres, die final belegen, dass sich herausragende Musikalität nicht mit feinen Hooklines und Eingängigkeit beißen muss.
Das Ergebnis ist ein stilvolles, ernsthaftes und düsteres Thrash Metal Werk mit einem knochentrockenen, wenngleich überwältigend dichten und zermalmenden Sound. Und wie auf jeder Platte der Bay Area Helden steht das größte Plus der Band hinter dem Mikrofon: Russ Anderson war einer der größten Thrash-Sänger seiner Zeit, gesegnet mit einer einzigartigen Stimme, die so brutal und hart auf der einen, so melodisch und schlicht angenehm auf der anderen seite sein konnte, und die in keinem dieser Aggregatzustände aufgesetzt klang. Der Typ konnte _WIRKLICH_ singen. Über seinen Zustand bei den Reunion-Shows im Jahr 2009 und 2011 decken wir gerade im Angesicht der Leistung auf den ersten vier Forbidden Scheiben einen ganz großen Mantel, denn darum soll es hier nicht gehen. "Twisted Into Form" ist eines der ganz, ganz großen Kunstwerke des Thrash Metal und qualitativ in seiner stilistischen Ausprägung bis heute unerreicht.
Erschienen auf Combat Records, 1990.
1 Kommentar:
Du machst es aber spannend, Flo! Ich hatte mich schon auf die komplette Auflösung gefreut. Aber nöö, der feine Herr will ja nicht... Freu mich schon auf die weiteren Platzierungen!
Und jooooooo! Forbidden!!! Geil! Ich hätte ja "Forbidden evil" genommen - aber auch nur um eine Nasenlänge.
Supergeil geschrieben dat alles! Und wenn es nur um die Sänger gehen würde, dann hätte man mit Russ Anderson die klare Nummer 1!
Peter Wagen
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