26.05.2011

"Nicht zu lange über das Gesindel reden."

Der Kabarettist Georg Schramm hat sich kürzlich in seiner sogenannten "Paraderolle" als Lothar Dombrowski bei der diesjährigen Verleihung des Kleinkunstpreises von Baden-Württemberg die im Publikum sitzenden CDU-Granden des Bundeslandes vorgeknöpft. Für knapp zehn Minuten spuckte Dombrowski im Europa-Park in Rust Gift und Galle ("Eine Landesregierung, die nicht in der Lage ist, einen Pflasterstein von einer Kastanie zu unterscheiden, hat nichts anderes verdient, als in den Orkus der Bedeutungslosigkeit gestoßen zu werden."), woraufhin sich die derart ungerecht behandelten Politiker lediglich mit "Arschloch", "Aufhören" und "Sauerei" zu helfen wussten.

Abgesehen von meiner Euphorie über die komplette Richtigkeit des Gesagten auf der einen und der Adressaten auf der anderen Seite, stellt dieser sensationelle Auftritt Schramms gleichzeitig die immer wieder vorgebrachte Kritik in Richtung des politischen Kabaretts in den Schatten, es bediene lediglich das Klientel, das sowieso schon mit den Aussagen der Redner sympathisiere, es sei ein linker, harmloser Streichelzoo. Das Setting bei dieser Preisverleihung Anfang Mai war geradewegs dazu prädestiniert, genau diese Harmlosigkeit aufzulösen und gegen sie anzukämpfen - polarisieren und provozieren, direkt in der Höhle des Löwen. Schramm wusste das. Er sollte später sagen, dass er sich eine solche Begegnung auf keinen Fall entgehen lassen wollte, auch wenn er ebenfalls zugab, dass die Dramaturgie ihm etwas entglitten sei und er hätte aufhören sollen, als die entsetzten Gesichter ihn nur noch groß anschauten. So jedoch machte er weiter, steigerte sich in einen wahren Rederausch und verließ die Bühne mit einem an den Moderator gerichtete Bitte:"Herr Mohr, geben sie dem Abend den Rest."

Wunderbar ist außerdem der große, anschwellende Applaus am Ende des unten verlinkten Audio-Mitschnitts - denn während sich die exklusiven Plätze in den vorderen Reihen empörten, feierten die billigen Plätze weiter hinten den Kabarettisten ohne Rücksicht auf Verluste ab.

"Das war Klassenkampf.", sagte Europa-Parkchef Roland Mack später.

Indeed.


Danke an Olli für den Hinweis!!!

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