THOMAS DYBDAHL - TEENAGE ASTRONAUTS
"You called me a vagina? How dare you?" (Kurt Cobain)
Eigentlich bekommt man über die komplette halbe Stunde des neuen Albums von Thomas Dybdahl eine Gänsehaut auf den Körper tapeziert. Der norwegische Songwriter jammert, jauchzt, haucht, flüstert seine Kindheitserinnerungen direkt aus seinem Herzen heraus und ist dabei vielleicht so nah bei uns wie nie zuvor.
Die Songs sind dabei in ihrer Anlage auf das absolute Minimum reduziert; psychedelische Experimente, wie sie beispielsweise auf "The Great Plains" zu hören waren, gehören also der Vergangenheit an. Aber was hier drum herum passiert, ist schlicht eine Meisterleistung in Sachen Arrangement und Inszenierung. Zusammen mit dem Stavanger Symphony Orchestra, das sehr subtil, aber stets wahrnehmbar die Dynamiken erkennt und sie in den richtigen Momenten verstärkt oder reduziert (beispielhaft sei auf das unten verlinkte "Graffiti Boy" verwiesen), wirft Dybdahl seine Erlebnisse auf die musikalische Leinwand und lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass hier jede Millisekunde durchgetaktet ist. Was für ein Selbstverständnis, was für ein Vertrauen in die eigene Vision und die eigenen Fähigkeiten.
Und diese Produktion schon wieder - möglicherweise erinnert sich noch jemand an meine Worte zum fantastischen "All These Things" Album aus dem Jahr 2018, das seinerzeit mit der Begleitband von Sheryl Crow aufgenommen wurde und schon außerweltlich gut klang. "Teenage Astronauts" ist ähnlich unmittelbar, so präsent, so intim.
Unfassbar, wie gut Musik klingen kann.
Erschienen auf Petroleum Records, 2024.
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