02.11.2021

A Walk in My Atomic Garden - Platz 16: Bad Religion - Into The Unknown


BAD RELIGION - INTO THE UNKNOWN


Das echte schwarze Schaf der Diskografie, denn "No Substance" ist zwar scheiße, aber "Into The Unknown" ist nicht Bad Religion. Nach dem noch sehr schroffen Debutalbum "How Could Hell Be Any Worse?" schlug die Band kurze Zeit später eine komplett andere musikalische Richtung ein und versuchte sich an einer Art Progressive Rock mit Akustikgitarren und Keyboards; "if Hüsker Dü and Genesis made a baby" ist ein sehr treffender Kommentar, und wenn man noch die Titelmelodie von "Na Sowas?!" aus den Untiefen der deutschen Fernsehunterhaltung der 1980er Jahre als zusätzlichen Vergleich in Spiel bringt, weiß man ziemlich gut, wie "Into The Unknown" klingt. 

Der Mumpitz ging natürlich kolossal nach hinten los: Nach dem überraschenden Erfolg des Debuts, das sich über 10000 Mal innerhalb eines Jahres verkaufte, stand die Band beim ersten Konzert nach dem Release von "Into The Unknown" gerade mal einem Dutzend Zuschauern gegenüber, bekam die ausgelieferten Platten gleich kistenweise wieder retourniert, verlor ihren Bassisten Jay Bentley und Schlagzeuger Pete Flintstone im Streit über den Richtungswechsel - und löste sich nach der Tour zunächst für 2 Jahre auf. Natürlich ist es fast 40 Jahre später ziemlich edgy, selbst diesem doch sehr zähen Geklimper etwas Positives abgewinnen zu können, und ich bin nicht selten gerade jenen Platten einer Band-Diskografie zugetan, die im kollektiven Bewusstsein der Fangemeinde besser im achtfach gesicherten Giftschrank verrotten sollten, aber ich kann damit in diesem Fall nicht dienen: das ist unabhängig vom Schock des Stilwechsels einfach keine gute Platte. "Into The Unknown" ist orientierungslos, unausgereift und einfach auch wirklich stinkend langweilig. 

Zwei Jahre nach diesem Blackout hatten Gurewitz und Graffin jedenfalls wieder alle Latten am Zaun, Flintstone und Bentley kamen zurück, Greg Hetson stieß als zweiter Gitarrist dazu. Es folgt ein Köpper ins mit toten Seelen gefüllte Phrasenschwein des Musikjournalismus: "Der Rest ist Geschichte."


    


Erschienen auf Epitaph, 1983. 


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