04.05.2021

The Story Of thOught industry

Meine leider etwas holzig formulierte Lobeshymne auf eine der interessantesten, mutigsten, vielseitigsten, technisch versiertesten und scheißrein, ich sag's jetzt: besten Bands der 1990er Jahre ist schockierenderweise beinahe volle 12 Jahre alt, und es ist einer jener Texte, bei denen ich mir heute wünsche, ich hätte sie etwas später geschrieben. Es zeigt sich wiederholt, dass zwischen "gut gemeint" und "gut gemacht" zwei bis drei Enden der Welt liegen können; zumindestens gilt das für die frühen Texte des "Flohihaan" (Monaco Franze) - und manchmal sogar immer noch für das aktuell Erbrochene. Sad.

Inhaltlich gibt es indes nur wenig zu mäkeln, auch wenn meine Ergebenheit gegenüber ihrer Musik im Jahr 2021 sicherlich noch größer ist und im Falle eines heute geschriebenen Textes eine nochmal bedeutend euphorischere Wortwahl verwendet werden müsste. thOught industry stehen in meiner Realität in jener Reihe großer Bands, denen der "OK, Boomer!"-Sticker mit der Aufschrift "Solche Bands werden heute nicht mehr gebaut" bestens zu Gesicht stehen würden. Und verfickt nochmal, ich sag's jetzt nochmal, und zwar laut:


SOLCHE BANDS WERDEN HEUTE NICHT MEHR GEBAUT!!!1111eins1


Ich habe mich über die Jahre sehr oft gefragt, was die ehemaligen Mitglieder wohl heute so treiben mögen und auch wenn ich darauf immer noch keine Antwort habe, kam ich dem Mysterium dieser Irren kürzlich ein bisschen mehr auf die Schliche: Der Youtube-Kanal STAUNCH T.V. hat tatsächlich den früheren Gitarristen Christopher Lee Simmonds ausfindig gemacht und ihn eine knappe dreiviertel Stunde über die Geschichte der Band erzählen lassen. Es bieten sich so faszinierende wie abstoßende Einblicke in die Welt der thOught industry. Die wichtigsten Erkenntnisse, erstens: man muss nicht miteinander befreundet sein, um großartige Musik zu machen. Zweitens: Metal Blade waren (?) offenbar mal ein totaler Saftladen. Drittens: Suff und Drogen killen jede große Band, es ist schlicht erschütternd. 

Wer die Band bislang nicht auf dem Radar hatte und nun Lust auf ihre Musik bekommen haben sollte: es ist egal, welches ihrer Alben man anwählt - sie sind alle (!) großartig. Kein Witz. Isso.


 


 

4 Kommentare:

Wangerman hat gesagt…

Immer noch total faszinierende Band und das zu hören war ziemlich interessant. Kenne im Übrigen tatsächlich auch noch 2-3 weitere, bekennende Fans. Nerds abide.

Flo hat gesagt…

Ich höre die leider viel zu selten. Bin seit Jahren auf der Suche nach der letzten (US only) Platte, aber entweder gibt es die hier überhaupt nicht oder nur zu völlig absurden Preisen. Ich bin zwar balla balla, aber selbst ich kenne Grenzen.

Wangerman hat gesagt…

Same here, i.S.v. "finde ich eigentlich super, höre ich aber viel zu selten". Auf jeden Fall eine dieser Bands, wo ich das Spätwerk teilweise sogar noch viel besser finde als die derberen frühen Sachen. Allzu oft ist es ja doch eher umgekehrt. Faszinierend von dem Podcast war auf jeden Fall, dass die im Endeffekt auch so eine Art chaotische Kamikazeunternehmen waren. Denkt man ja manchmal von außen nicht.

Flo hat gesagt…

Ja, das ist richtig - ich finde die späteren Sachen auch ein bisschen attraktiver (wenngleich "Songs For Insects" schon auch wirklich fucking beeindruckend ist). Meine Lieblingsplatte ist im Moment wohl "Black Umbrella", aber die letzte ist auch saugut. Eigentlich ist alles saugut. Der Eindruck, dass das eine schräge Band in einer schrägen Zeit mit schrägen Entscheidungen war, verfestigt sich auf jeden Fall durch das Interview, ja. :D