Purls "Stillpoint" war im Jahr 2015 mein Album des Jahres. Sein Debut für das kanadische Label Silent Season beschrieb ich damals als "die schönste, beruhigendste, hell funkelndste, strahlendste, melancholischste, bittersüßeste, reichste Musik des vergangenen Jahres" und ich bin versucht, ähnliches über "Form Is Emptiness" zu schreiben. Eben mit dem Unterschied, dass es seine erste Veröffentlichung für das spanische Label Archives in diesem Jahr zwar nicht auf die Pole Position, dafür aber immerhin unter die Top Ten geschafft hat. Ich weiß, es geht hier nicht in erster Linie um schnöde Zahlen und Platzierungen, aber es liegt mir etwas daran, das weiter zu differenzieren.
Wenn ich in meiner Einführung zum Top 20-Countdown möglicherweise etwas arg dramatisch davon berichtete, die Entscheidungen hinsichtlich der Auswahl der besten Alben für das Jahr 2016 seien hart und härter als jemals zuvor gewesen, dann ist das keine Übertreibung; noch furchtbarer rang ich aber mit mir und den tatsächlichen Platzierungen, und zwar in einem Ausmaß, das mich erstmals daran denken ließ, den Countdown mal schön Countdown sein zu lassen und stattdessen eine alphabetische Reihenfolge zu präsentieren. Ich kam nach ein paar Wochen (sic!) wieder davon an - man muss sich ja auch mal entscheiden können - aber es zeigt auch, wie ungerne ich eine Platte wie "Form Is Emptiness" in den Plätzen 10 bis 20 vergraben wollte. Eine Platte, die, und das werden wir im weiteren Verlauf dieses Wahnsinns noch öfter lesen, manchmal ein ganzes Wochenende im Hause Dreikommaviernull durchlief. Auch das ist keine Übertreibung. Ich knipste sie beispielsweise an einem Samstagmorgen zum ersten und ritualisierten Kaffee mit der Herzallerliebsten an, stellte den CD Player auf Repeat und schaltete ihn erst tief in der Nacht zum Sonntag wieder aus - nur um das Prozedere am Sonntagmorgen exakt so zu wiederholen.
Es ist eine von Ruhe und Schönheit geküsste Musik, die jeden Raum des Hauses mit Licht und Liebe flutet und mich meinen Mittelpunkt finden lässt. Es ist ganz offensichtlich, dass mein Geist im vergangenen Jahr nach jeder sich bietenden Möglichkeit suchte, um in sich zu gehen und sich gleichzeitig damit auszuklinken. Durchzuatmen. Einen Ort des Friedens zu betreten. Weit weg von Emails, Telefonen und Exceltabellen, ohne Druck, den selbstgemachten zumal, und ohne Verantwortung. Einfach nur die Liebe meines Lebens, die Katze, der Hund und eine heiße Tasse Kaffee auf der Couch. Dazu lief "Form Is Emptiness" mit seinen so sensibel und delikat kuratierten Soundscapes und diesem im Hintergrund pumpenden Puls des Lebens.
Das waren meine schönsten und gleichzeitig inspirierendsten Momente im letzten Jahr.
Erschienen auf Archives, 2016.
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