13.02.2010

2000-2009 #9: Minus The Bear - Menos El Oso


Ein bei besonderen Alben immer wieder auftretendes Phänomen: Denkt man an eine bestimmte Platte nistet sich sofort die dazu passende Erinnerung im Oberstübchen ein und hört man auch nur einen winzigen Ton davon, ist man sofort wieder Teil dieser Erinnerung, mittendrin. "Menos El Oso", das dritte Studioalbum von Minus The Bear aus Seattle, ist beispielsweise bis an mein Lebensende mit dem Sommer 2005 verknüpft - und mit dessen Verlängerung. Meine Herzallerliebste und ich hielten uns Anfang Oktober für zwei Wochen an Spaniens Mittelmeerküste auf - genauer gesagt in Torremolinos, einem Touristenmoloch Deluxe, aber dennoch: zumindest ich liebte es. Es war traumhaft warm und trotz der Menschenmassen entspannt und friedlich, und unser Appartement, untergebracht in einem großen Betonklotz direkt am Strand, erlaubte uns einen direkten Blick auf das Meer, nebst angemessenem Soundtrack. Mit diesem Blick und diesem Klang schliefen wir ein, und so wachten wir auch wieder auf. Wer uns dabei die letzten und ersten Stunden eines Tages versüßte, war "Menos El Oso". Es ist, als habe sich diese Musik in die Seele gebrannt: noch heute ist es, als schmeckte ich die Meeresbrise oder als wehe gerade der Duft von Sonnencreme an meiner Nase vorbei. Es trifft mich immer noch wie ein Blitz, wenn die Platte läuft. Dieses Gefühl zu "Menos El Oso" war gar so stark, dass ich - obwohl ich spätestens nach dieser Platte völlig unterwürfig war - den Nachfolger "Planets Of Ice" erst zwei Jahre nach dessen Erscheinen hören wollte. 

Wenn ich mich aufmache, den Kern ihrer Musik zu finden und zu beschreiben, bin ich im schlimmsten Fall ein paar Tage unterwegs - es ist nicht leicht. Da ist tatsächlich viel 70er Jahre Prog zu finden, da ist ein bisschen 90er Indie, da ist ein Hauch (Math)Core, und vor allem: ganz, ganz viel Gefühl. Minus The Bear haben einen ganz eigenen Ansatz für ihre Musik gefunden, der sie tatsächlich völlig einzigartig macht. Das ist die Kritikergewäsch-Sicht der Dinge. Die Fan-Sicht lautet: Das ist eine von vorne bis hinten unfassbar große Platte.

Erschienen auf Suicide Squeeze Records, 2005

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