27.03.2008

Mac Benedikt mampft Whopper Knut



Weißes Grundrauschen und flimmern in der Kiste. Nix passiert, aber bloß nix verpassen.

Das Berliner Trio Rechenzentrum um Marc Weiser, Christian Conrad und den Videokünstler Lillevan hat mit dieser DVD eine ganz schön harte Nuss veröffentlicht, die sich nicht damit knacken lässt, dass man sie hier und da mal durch die Lauscher kullern lässt und auf den lieben Gott wartet, der einem dann mal schön den Weg zum Licht weist. Wobei, Gott ist gar nicht so verkehrt: "Silence" ist inspiriert von den Heiligendarstellungen des russischen Ikonenmalers Andrej Rjublev und versteht sich mit Lillevans meist schwarz-weiß gehaltenen Visuals als nach innen blickendes, meditatives Energieknäuel, das sich langsam seinen Weg durch den Raum kugelt. Der Sound ist elektronisch, mal noisig-verpixelt, perkussiv-jazzig, mal reichlich, opulent und (fast ein bisschen zu sehr) füllend. Erinnerungen an Dead Can Dance werden besonders in den ersten Tracks geweckt, wenn sich die Band sehr sakral und majestätisch einen Überblick über das weite Feld verschafft. Indes, nicht immer gelingt die Fortführung der Stille. Es gibt Momente, in denen mir Rechenzentrum völlig ohne Not zu schroff werden, etwa, wenn in "Rublevs Refugium" nach eineinhalb Minuten des Schwebens plötzlich ein deplatzierter Clubbeat Konservendosen zusammennagelt.

Anfangs war ich davon überzeugt, dass die Musik untrennbar mit den Bildern verbunden ist. Zu beeindruckend war das Zusammenspiel der Klänge mit Lillevans Visionen und Strukturen, zu dicht war die Naht, die dieses ganze Projekt am Laufen zu halten schien. Mit der Zeit jedoch wich meine Fixierung auf das tête-à-tête von Bild und Klang und verschob sich tatsächlich eher in Richtung der Musik, die plötzlich auch ohne die Krücken der Visualisierung laufen konnte. Und dennoch halte ich das Gesamtkonzept für überaus lobenswert: "Silence" ist in dieser Form und mit dieser Voraussetzung ein angemessener Gegenspieler in einer kulturellen Landschaft, die den Kunst- und Künstlerbegriff am liebsten in ein vor sich hin fettendes Cheeseburger-Tütchen einwickeln würde. Alles für einen Euro, und die Tüte ist der Star. Rülpsihasi.


"Silence" ist im Oktober 2007 bei Weiser Musik erschienen.

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