15.02.2021

Best of 2020 ° Platz 15 ° bvdub - Ten Times The World Lied



BVDUB - TEN TIMES THE WORLD LIED

It's been so long, it's been so long
(June Of 44)


Mit "Ten Times The World Lied" geht es für knapp 80 Minuten in einen emotionalen Floating Tank. Alle Stressattacken, der Kampf mit der Schwerkraft, Reize wie Temperatur, Lärm und Licht sind perdu. 

In einem Meer aus Ideen und Gefühlen in seiner Musik sind es die außergewöhnlichen kreativen Erfindungen Brock van Weys, die seine Kunst manchmal in einen Bereich katapultieren können, in dem selbst für die ganz Großen die Luft ganz allmählich dünn wird. Das herzzerreißend Sakrale von "The Art Of Dying Alone", die Wucht und Dringlichkeit von "Home", die Selbstisolierung von "Heartless" oder die insomnische Bedrücktheit von "Nights Of Nine Vigils", sowieso eines seiner besten Alben in den letzten zehn Jahren; ein absoluter Skandal, dass ich bislang noch nichts darüber geschrieben habe, brachten mich oft beinahe um den Verstand, ließen mich fliegen, lachen, weinen, frösteln, beben. 

"Ten Times The World Lied" hat sich in über das vergangene Jahr an diese Gruppe angenähert: seit April hat es den CD-Wechsler nicht mehr verlassen und immer, wenn ich das Album hörte, ging mir die Ambiance dieser zehn Tracks ein Stückchen mehr unter die Haut. Mal scharf und grobkörnig verzerrt, mal vernebelt in tiefer Trauer, zaudernd, zweifelnd, auch elegischer als zuletzt, spiegelt dieser immer noch so unnachahmliche Klang mein Inneres, all diese Zerwürfnisse und all diese Verbundenheit, meine Ambivalenz zwischen tief empfundener Lebenslust und sinist'rer Agonie, wie vielleicht nichts anderes. 

Und mit jedem in Schwermut getränkten Pinselstrich erscheint ein Glitzern: die Hoffnung, der Glaube, die Liebe. 

"This album was recorded live in one take, over ten months, on the tenth of each month. Each in memory of a time the world lied." (bvdub)


 



Erschienen auf Glacial Movements, 2020.



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