DEVON SPROULE - I LOVE YOU, GO EASY
Hätte "I Love You, Go Easy" nicht dieses wunderbärigste Coverartwork, ich wäre nie auf die Idee gekommen, ein Ohr zu riskieren. So war ich derart angetan, dass ich darum bettelte, die Musik möge wenigstens im Ansatz etwas Besonderes sein, sodass ich mir das siebte Album der Kanadierin beruhigt zulegen konnte. Es passiert in diesem (Ent)Spannungsfeld zwischen Folk, Singer/Songwriter und Pop nur selten, dass ich hellhörig werde, hier werde ich es auf absehbare Zeit bleiben: bei allem Minimalismus hat Devon ihre Songs spannend arrangiert und was auf das erste Ohr spröde anmutet, ist bei genauerem Hinhören schlicht der ausbleibende letzte Schritt hin zu einer Popmusik im Stile Sheryl Crows.
Erschienen auf Tin Angel, 2011
JOHN TALABOT - FIN
Der erste Eindruck des Produzenten-Debuts von John Talabot war durchweg positiv: der DJ aus Barcelona fand genau die richtige Mischung aus Drive und relaxter After Hour-Attitüde, die eingängigen Melodien schmeichelten dem Hirndrucker, der alsbald das Bild einer lauen Sommernacht am Strand von Ibiza entwarf, mit Busen und Cocktailschirmchen und, weil's die sexuelle Ausgewogenheit notwendig macht meinetwegen auch mit Penen oder Penu/Peni und Arschbacken, mit deren Hilfe man Kokosnüsse kna....jedenfalls: die Platte dreht sich nun im heiligen Reich vom Wampenflo und mir ist das alles viel zu gefällig und sauber und aufgeräumt. Wenn die B-Seite dann noch die Melodien vergisst und nur noch biedere Sekretärinnensoße über den Plattenteller schwappt, nützt auch der schönste Latingroove-Versuch nichts mehr. Aber: ich bin ja auch noch 11°C kaltwarmen Wiesbaden und nicht in Barcelona (im August). Stay tuned, vielleicht sieht das nach dem Sommer alles ganz anders aus.
Erschienen auf Permanent Vacation, 2012
VIKING - DO OR DIE
Die Gerüchteküche wird es bereits vernommen haben: es bahnt sich schon wieder das berüchtigte Florian-Thrash-Metal-Revival an. Schuld daran ist der Stuttgarter Plattenladen Second Hand Records, der seit ein paar Wochen unzählige Kisten mit alten Speed/Thrash/US-Metal-Scheiben in seinem Laden herumstehen hat - allerdings zu teils durchaus gepfefferten Preisen. Ich habe drei Besuche benötigt, um über meinen Schatten (und meine Kreditkarte) zu springen, aber nun war es soweit. Ich kann das doch da nicht einfach so vor sich hingammeln lassen?! Eine meiner neuen Errungenschaften ist das Debut der US Band Viking. "Do Or Die" ist eine echte Herausforderung für ungeübte Ohren: die Produktion ist sagenhaft mies und verwaschen und es gibt hier und da Momente, in denen es kaum glaubhaft erscheint, die Band spiele tatsächlich gemeinsam denselben Song. Aber, und hier setzt der Fortgeschrittenenkurs ein: das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Wahrheit sagt beispielsweise, dass die Band am oberen Intensitätslevel um ihr Leben spielt. Und dass ich höchstens zwei Handvoll Thrashalben kenne, die ähnlich wild, schnell und ungestüm alles niederbrettern. Wer zu Morbid Saints "Spectrum Of Death", dem Vio-Lence Debut "Eternal Nightmare" oder Dark Angels "Darkness Descends" die Bude abfackelt, der wird auch bei "Do Or Die" die Feuerzeugflamme vor die Haarspraydose halten. Und wo das gesagt ist: der Nachfolger "Man Of Straw" ist zwar im direkten Vergleich schaumgebremst, qualitativ aber sogar überlegen. Apropos Dark Angel: Viking-Gitarrist Brett Eriksen schreddert seine Axt übrigens auf deren Magnum Opus "Time Does Not Heal".
Bei Interesse findet ihr das Album mit keinen drei Klicks irgendwo im Internet.
Erschienen auf Metal Blade, 1987
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