XENTRIX - BURY THE PAIN
Xentrix haben es ihren ersten beiden Alben "Shattered Existence" und vor allem "For Whose Advantage?" zu verdanken, in die immerhin dritte Reihe des Thrash vorgestoßen zu sein, bevor die typischen Kurskorrekturen der Früh- und Mittneunziger und eine komplett auf den Kopf gestellte Metalszene zum ersten Mal das Ende einläuteten. Obwohl die Band zu Beginn ihrer Karriere als schamlose Metallica-Kopie und gegen Ende wegen der als peinlich empfundenen Anbiederei an den damals angesagten Groove/New Metal auf dem desaströsen 1996er Album "Scourge" eher belächelt wurde, entwickelte sich speziell das Zweitwerk "For Whose Advantage?" in der Szene zu einem kleinen Klassiker, weshalb die Rufe nach einer Wiedervereinigung über die Jahre immer lauter wurden. Und tatsächlich: ab 2005 existierte die Truppe wieder, wenn auch nur in einer on/off Beziehung mit vereinzelten Liveauftritten oder gar kurzen Tourneen durch England.
2013 folgte gar die Meldung, man arbeite an einem neuen Album - und ganze sechs Jahre später ist es auch "schon" soweit. Leider hat es in der Zwischenzeit ein paar Einschläge gegeben: Chris Astley, Charakterkopf an der James Hetfield-Gedächtnisgitarre und darüber hinaus Sänger, entschloss sich 2017 dazu, endgültig das Weite zu suchen, Ur-Bassist Paul MacKenzie hatte sich bereits 2013 absentiert; und während letzterer angemessen ersetzt werden konnte, sieht die Sache bei Astley schon anders aus: sein Gesang und besonders sein Gitarrenspiel mit dem typischen Riffing fehlen dieser Band - auch wenn die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Gasser und Harvard versuchen, einige Songs mit den bekannten, wunderbar auflösenden Astley-Riffs auszustatten. Nachfolger Jay Walsh macht indes auf "Bury The Pain" seine Sache besser, als nach den ersten Livevideos zu befürchten war und klingt im Vergleich mit Astley gesanglich zwar etwas tiefer gelegt, fällt dabei aber immerhin nicht unangenehm auf.
Ärgere Probleme machen dieses Mal die überdeutliche stilistische Schlagseite in Richtung Testament, eine Reihe von bedauerlichen und für mich nur schwer hinnehmbaren Textentscheidungen, eine viel zu lange Spielzeit und die ein oder andere zu sehr an den heutigen Metal-Zeitgeist ausgerichtete hymnische Melodie, die so manchen Song in jene für mich komplett ungenießbare Power Metal Gefilde abrutschen lässt, also das, was heutzutage landläufig als Power Metal bezeichnet wird, aber natürlich kein Power Metal ist. Damit befinden sich Xentrix nun sicher eher in der Mehr- als in der Minderheit der aktuellen Szene, aber ich möchte diesen aufgesetzten und von A&Rs reindiskutierten Krampf nicht hören müssen. Keep your melodische Griffelfinger off my thrash metal, motherfucker!
Dazwischen finden sich immerhin drei, vier ganz nette Momente - nichts, wofür ich mir vor Begeisterung die Unterhose über den Kopf ziehen müsste, aber meine Qualitätsmaßstäbe wurden nach einem zwanzigjährigen Marsch durch den Sumpf unerlöster Häffi Mettl-Reunions entsprechend angepasst.
Erschienen auf Listenable Records, 2019.
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