27.10.2019

Die Heavy Metal Ursuppe (6)




ACID REIGN - THE AGE OF ENTITLEMENT


Das ist die Überraschung des Jahres - und bitte: wer hätte das gedacht? Wer hat überhaupt mal nach einer Acid Reign-Reunion gefragt? Die Band hatte sich kurz nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Obnoxious" (1990) aufgelöst und obwohl Titel und Coverartworks ihrer beiden vorangegangenen Releases "Moshkinstein" und "The Fear" nebst einer erfrischenden Unbekümmertheit in ihrer Musik für eine Platzierung auf der Landkarte für britischen Thrash Metal sorgten, erschienen mir Acid Reign über die letzten 29 Jahre als mehr oder minder vergessen, ganz sicher mit einigem Abstand hinter den UK-Aushängeschildern Sabbat und Xentrix eingereiht. Vom Original-Lineup ist im Jahr 2019 auch nicht mehr viel übrig geblieben, lediglich Sänger Howard "H" Smith ist noch mit dabei und hält die Reboot-Zügel fest in den Händen. Was sollte unter solchen Bedingungen also schon erwartet werden?

Am End' ist's vielleicht das beste oldschool Thrash Album des Jahres - sofern man mit den paar ätherischen Punk und Hardcoreeinflüssen zurechtkommt, die die Band aus den 1980er Jahren ins Jetzt mitgenommen hat - das ist nicht immer so prägend wie im zweiminüten Brecher "Blood Makes Noise" (im Original von Suzanne Vega), der klingt, als hätten The Offspring am Speed Metal-Fliegenpilz genascht, aber der Vibe ist, nicht zuletzt wegen der immer noch sehr originellen und gar recht unmetallischen Stimme von H, durchaus allgegenwärtig. "The Age Of Entitlement" ist bis oben randvoll mit Power, Energie und Frische gefüllt. Im Prinzip finde ich keinen einzigen bräsigen Moment. Und alleine damit kann ja jetzt nicht mehr so irre viel schief gehen.

Das ist umso beeindruckender, da auch Acid Reign nicht darauf verzichten konnten, hier und da in die so von mir gefürchteten hymnischen Bereiche abzudriften, wie sie eine bodenlose Ballermannkapelle wie Hammerfall vor über 20 Jahren erbrachen, um Heavy Metal endgültig den künstlerischen Todesstoß zu verpassen - denn was der Grunge nicht schaffte, das schaffte die schrullige Schwedencombo mit schwäbischer Schützenhilfe aus Donzdorf, und zwar mit links. Dennoch: Acid Reign machen es zumindest in meiner Wahrnehmung bedeutend besser als die Konkurrenz. Der Opener "The New Low" ist zwischen relativ klassischem Thrash-Gehacke mit einem großen Refrain ausgestattet, irgendwo zwischen Airdash's "Both Ends Of The Path"-Melodieansätzen und, ich trau' mich beinahe nicht, es wirklich hinzuschreiben: zarten Riffknospen aus der Endneunziger-New Metal-Schule. Dazwischen finden sich darüber hinaus überraschend komplexe, an "Obnoxious" angelehnte Momente wie das über achtminütige "Within The Woods", das mich bisweilen an echten Power Metal aus der Feder von Metal Churchs Kurt Vanderhoof erinnert. 

Eine solche Mischung aus juveniler Euphorie und Frische, kerzengeradem Speed- und Thrash-Riffing, filigran eingewebten, unpeinlichen Melodien, smarter Komplexität und einem Sänger, der sich nicht anhört wie Schorsch Hackl in der Muckibude beim Reißen von 200 Kilo (und anschließend der Patellasehne), gibt's heutzutage nicht mehr oft zu hören. "The Age Of Entitlement" bekommt das selbst im Jahr 2019 unter einen Hut und ich bin hocherfreut über eine Platte, die ich so im Leben nicht erwartet hätte. 





Erschienen auf Dissonance Productions, 2019.

19.10.2019

Die Heavy Metal Ursuppe (5)




SACRED REICH - AWAKENING


Auch mit deutlich herabgesetzten Maßstäben ist das erste Studioalbum Sacred Reichs nach 24 Jahren leider eine große Enttäuschung. Und keinen schmerzt es mehr als mir, diesen Satz schreiben zu müssen, schließlich bin ich seit ihrem Klassiker "The American Way" großer Fan dieser Band, von ihrer Musik, ihren Texten und auch von ihrem Auftreten abseits der Bühne. Ich sah sie erstmals im Juli 1991 im Frankfurter Volksbildungsheim im Vorprogramm von Sepultura, nachdem ich meine Eltern als damals gerade mal 14 Jahre alt gewordener Backfisch über fucking Wochen in den fucking Ohren lag, mich doch bittebittebitte und trotz der Indisponiertheit meines üblicherweise als Begleitperson eingesetzten älteren Bruders, alleine zum Konzert gehen zu lassen. Und ich war erfolgreich. Ich kaufte zur Hochzeit meiner Metalphase alle ihre T-Shirts, CDs, LPs und EPs und fuhr sogar noch sehr viel später, nach ihrer Reunion in den nuller Jahren, für ein Konzert ihrer damals typischen Sommertourneen durch Europa sogar in die verbotene Stadt nach München und ertrug all die Schickeria-Bussi-Bussi-Watschengesichter, die einem schon fünf Minuten nach Überqueren der Stadtgrenze entgegenflattern und die Laune versauen. Das alleine sagt vermutlich mehr über meine Liebe zu Sacred Reich aus als die Plattensammlung. 

Dabei bin ich mir schon seit vielen Jahren darüber im Klaren, dass Sacred Reich schon lange keine wirkliche Thrash Band mehr sind - strenggenommen darf man die Schublade nur für das recht flotte Debut "Ignorance" und die "Surf Nicaragua"-EP öffnen und schon beim Nachfolger "The American Way" zumindest zur Hälfte wieder schließen - und das nicht nur wegen der Open Mind-Hymne "31 Flavors":


Aber das war einfach schon immer eine verdammt coole Band und die beiden von vielen Betonköpfen kriminell unterbewerteten, weil vergleichsweise experimentelleren und groovigeren Alben "Independent" und "Heal" stehen in meiner Gunst sogar ziemlich deutlich vor "Ignorance". Und ich habe ihren über Jahre dargelegten Standpunkt, auch trotz ihrer Reunion keine neue Musik mehr veröffentlichen zu wollen, nicht nur jederzeit respektiert, ich war sogar hocherfreut: wenn die Band nicht glaubt, ihrem bis dato völlig unantastbaren Oevre eine weitere fehlerlose Platte hinzuzufügen, dann nehme ich ihnen das ganz bestimmt nicht übel. Streng genommen hätte sich so manch andere Band besser mal an jenem Ansatz orientiert, anstatt sich in müder Mediokrität zu ergehen. Kollateralschäden des Sinneswandels waren Drummer Greg Hall und Gründungsmitglied Jason Rainey. Ich halte beide Abgänge für sehr schwerwiegend, aber angesichts der Lässigkeit, wie sowohl die Metalszene als auch die Band selbst darüber hinweg ging, bin ich wohl entweder zu empathisch oder zu altmodisch. 

"Awakening" hinterlässt nun leider ein paar dunkle Flecken auf der bislang blütenweißen Weste. Das beginnt bei der zwar angenehm unmodernen, aber zeitgleich auch saft- und kraftlosen Produktion, die vor allem im Bereich der Rhythmusgitarre jede Schärfe und jeden Punch vermissen lässt. Das Hauptproblem hingegen sind die Songs. Die Band war dem Minimalismus sicher schon immer zugetan, aber das hier ist zu weiten Teilen schon frech unterfordernd. Gefühlt kommen Sacred Reich auf drei maximal harmlose Riffs pro Song, Gesangslinien, die dank steter Wiederholung schon nach dem zweiten Durchgang unfassbar nerven und extrem simple Hooklines, die nicht einen einzigen Song tragen können. Hinzu kommen mit dem drögen Südstaatenrocker "Death Valley" und "Something To Believe", einem dreieinhalbminütigen Nichts, das mich völlig ratlos zurücklässt, gleich zwei glatte Totalausfälle aufs Tableau - und alleine das ist bei einer Spielzeit von 31 Minuten einfach zu viel. Sowas veröffentlicht man eigentlich nur, wenn man wirklich gar keinen Bock auf gar nichts mehr hat. Und das traue ich dieser Band nicht zu. Nicht Sacred Reich. Nicht nach dieser Vorgeschichte. Was uns zur logischen Schlussfolgerung führt: es liegt also alles (wie immer) nur an mir. Muss ich mit leben.




Erschienen auf Metal Blade Records, 2019.

17.10.2019

Die Heavy Metal Ursuppe (4)



XENTRIX - BURY THE PAIN


Xentrix haben es ihren ersten beiden Alben "Shattered Existence" und vor allem "For Whose Advantage?" zu verdanken, in die immerhin dritte Reihe des Thrash vorgestoßen zu sein, bevor die typischen Kurskorrekturen der Früh- und Mittneunziger und eine komplett auf den Kopf gestellte Metalszene zum ersten Mal das Ende einläuteten. Obwohl die Band zu Beginn ihrer Karriere als schamlose Metallica-Kopie und gegen Ende wegen der als peinlich empfundenen Anbiederei an den damals angesagten Groove/New Metal auf dem desaströsen 1996er Album "Scourge"  eher belächelt wurde, entwickelte sich speziell das Zweitwerk "For Whose Advantage?" in der Szene zu einem kleinen Klassiker, weshalb die Rufe nach einer Wiedervereinigung über die Jahre immer lauter wurden. Und tatsächlich: ab 2005 existierte die Truppe wieder, wenn auch nur in einer on/off Beziehung mit vereinzelten Liveauftritten oder gar kurzen Tourneen durch England. 

2013 folgte gar die Meldung, man arbeite an einem neuen Album - und ganze sechs Jahre später ist es auch "schon" soweit. Leider hat es in der Zwischenzeit ein paar Einschläge gegeben: Chris Astley, Charakterkopf an der James Hetfield-Gedächtnisgitarre und darüber hinaus Sänger, entschloss sich 2017 dazu, endgültig das Weite zu suchen, Ur-Bassist Paul MacKenzie hatte sich bereits 2013 absentiert; und während letzterer angemessen ersetzt werden konnte, sieht die Sache bei Astley schon anders aus: sein Gesang und besonders sein Gitarrenspiel mit dem typischen Riffing fehlen dieser Band - auch wenn die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Gasser und Harvard versuchen, einige Songs mit den bekannten, wunderbar auflösenden Astley-Riffs auszustatten. Nachfolger Jay Walsh macht indes auf "Bury The Pain" seine Sache besser, als nach den ersten Livevideos zu befürchten war und klingt im Vergleich mit Astley gesanglich zwar etwas tiefer gelegt, fällt dabei aber immerhin nicht unangenehm auf. 

Ärgere Probleme machen dieses Mal die überdeutliche stilistische Schlagseite in Richtung Testament, eine Reihe von bedauerlichen und für mich nur schwer hinnehmbaren Textentscheidungen, eine viel zu lange Spielzeit und die ein oder andere zu sehr an den heutigen Metal-Zeitgeist ausgerichtete hymnische Melodie, die so manchen Song in jene für mich komplett ungenießbare Power Metal Gefilde abrutschen lässt, also das, was heutzutage landläufig als Power Metal bezeichnet wird, aber natürlich kein Power Metal ist. Damit befinden sich Xentrix nun sicher eher in der Mehr- als in der Minderheit der aktuellen Szene, aber ich möchte diesen aufgesetzten und von A&Rs reindiskutierten  Krampf nicht hören müssen. Keep your melodische Griffelfinger off my thrash metal, motherfucker! 

Dazwischen finden sich immerhin drei, vier ganz nette Momente - nichts, wofür ich mir vor Begeisterung die Unterhose über den Kopf ziehen müsste, aber meine Qualitätsmaßstäbe wurden nach einem zwanzigjährigen Marsch durch den Sumpf unerlöster Häffi Mettl-Reunions entsprechend angepasst. 




Erschienen auf Listenable Records, 2019.



13.10.2019

Die Heavy Metal Ursuppe (3)


THE YEAR THRASH BROKE (AGAIN)


2019 ist das Jahr der Thrash und Death Metal-Comebacks. Das gilt besonders für jene Fälle, in welchen wir über die Veröffentlichung neuer Studioalben einer ganzen Reihe alter Kultbands sprechen, die über Dekaden hinweg eigentlich schon mausetot in der Kiste lagen und allerhöchstens für vereinzelte Liveshows reanimiert wurden. In dieser Hinsicht war der Status so mancher Kapelle indes nur schwer zu durchschauen: mal standen sie, mitunter im Original-Line-up und mit großspurigen Ankündigungen über geplante Aufnahmen und Tourneen, auf der Bühne, nur um im nächsten Augenblick wieder komplett vom Radar zu verschwinden. Ja, was denn nun?

Nun bin ich ja immerhin nicht komplett doof und habe genügend Imaginierungsvermögen, um mir die Lebensumstände eines ehemals semiprofessionellen Musikers vorzustellen, der mit seinen heute 50+ Jahren und dem bestenfalls erfolgten Abtauchen ins blanke Hobbymusizieren, schlechtestenfalls ins Familienleben mit 9-to-5 Job, in Sachen Karriereplanung vor anderen Herausforderungen stehen dürfte als noch in blühender Adoleszenz Ende der 1980er Jahre.

Dass es oftmals für nicht viel mehr reicht, als einmal kurz den Kopf in die angegammelte Brise zu stecken, die aus den Achselhöhlen des mittlerweile ergrauten und erbierbäuchten Publikums herausströmt, haben seit der vor gut 20 Jahren startenden Reunionwelle mehrere und im Rückblick eher unerfreuliche Comebackversuche von Bands gezeigt, die schneller wieder in der Versenkung verschwunden waren als die "We're back for good because we love our fans so much"-Ansagen in einem halbleeren Club verhallten. Und ganz allmählich fragt man sich abseits der immer noch aufkommenden bittersüß-verzweifelten Erinnerungen an vergangene Zeiten: was wollen die alten Klappergestelle eigentlich mit ihren ganzen Reunions? Metal ist heute erfolgreicher, als er es vielleicht jemals war, bon. Und die Möglichkeit, sich nebenbei einen Extra-Buck zu verdienen, ist unter heutigen Businessmaßstäben vermutlich erfolgsversprechender als noch vor 30 Jahren - will man also ein Stück vom Kuchen abhaben? Reich i.S.v. "Privatjet-Reich" wird man damit ja nun wirklich nicht. Oder wird immer noch auf den richtig großen Durchbruch gewartet, vulgo: gehofft? Oder ist es - haha, Riesenwitz: die Mischung aus simpler Lust, die alten Tage wieder aufleben zu lassen? Bevor Taschentücher gereicht werden müssen: ich hielte alle drei Optionen sowohl für denkbar, als auch für legitim.

In der Bewertung der Musik spielt das freilich keine Rolle. Oder vielleicht doch?

Wer 1988 in unerlösten Flammen stand und sich Frustration, Wut und Testosteron einen Weg an die Oberfläche suchen mussten, hatte ganz möglicherweise eine andere Herangehensweise, Musik zu komponieren als im Jahr 2019 mit 50 Jahren und der Verantwortung über zwei Jobs und drei Kinder. Ganz zu Schweigen von der technischen Weiterentwicklung, die stärker als je zuvor Kreativität fördert und ganz neue Kanäle öffnen kann. Wer würde angesichts solcher veränderten Voraussetzungen ernsthaft erwarten, die Musik unserer Röhrenjeans'n'Patronengut-Helden wäre 1988 eingefroren und just zum Mastering des neues Albums aufgetaut worden? Darf, soll oder muss man wirklich erwarten, auch im Jahr 2019 immer noch den gleichen Krempel von 1988 zu hören? Am Ende ist's vermutlich nur das Spiel mit der eigenen Erwartungshaltung, dem eigenen Leben nebst geistigem Horizont.

Problematisch wird's wenigstens in meinem Buch nur dann, wenn der besonders in Genres wie dem Speed, Thrash und Death Metal so immanent wichtige und prägende Vibe juveniler Durchgedrehtheit abhanden kam und entweder mit bräsiger Loggerpeder-Arroganz und/oder einem over-the-top-Soundmassaker ersetzt wurde. Ich kann viel aushalten. Ich gebe auf Schubladen und Genredefinitionen und -dogmen sehr viel weniger, als es mir so mancher andichten will. Aber mir fehlt bisweilen das Verständnis für laue Kompromisse und für Faulheit.

Die kommenden sechs Beispiele für Alben-Comebacks, die ich mir für diese Serie herausgefischt habe und die alle mit kleinen aber feinen Reviews bedacht werden, bilden für derlei Betrachtungen einen idealen Rahmen, denn eigentlich ist damit die volle Bandbreite abgedeckt. Und manchmal ist sogar noch Platz für die berühmten Zwischentöne.

Den Anfang machen Noctnurnus AD, eine Inkarnationen der legendären Death Metal Band Nocturnus, mit ihrem Comebackversuch "Paradox".




NOCTURNUS AD - PARADOX

Erster Grund für Herzoperationen bei Managern, Promotern und allen anderen Musikindustriemenschen: eine Band löst sich auf und macht danach mit unterschiedlichen Line-ups und sich ständig wechselnden Bandnamen weiter. Spätestens nach dem zweiten Wechsel wissen nur noch eingefleischte Superloyalo-Nerds wer hier eigentlich mitmischt, der Rest ist von derlei künstlerischer Exzentrik völlig überfordert und macht den Peter Lustig. Abschalten.

Über 26 Jahre hatte Gründungsmitglied und Drummer Mike Browning sein Nocturnus-Outfit abgeschaltet (von einer eher obskuren und ohne ihn stattfindenden Wiederbelebung zwischen 1999 und 2002 abgesehen, q.e.d.) und kehrt nun, natürlich unter erneut verändertem Namen und Line-up, zurück. "Paradox" schließt - und das ist in diesem Fall mehr als nur eine Floskel - nahtlos an das als Klassiker im Death Metal-Kanon verankerte "The Key" von 1990 an. Angefangen beim Cover-Artwork, über den Sound, den Einsatz schräger und origineller Keyboards fernab jedes Gothic Kitschs, manisch verspulten Gitarrenriffs, komplexen Songs bis hin zum textlichen Konzept ist hier selbst für die traditionell vergangenheitsfixierte Metalszene auf beinahe bizarre Weise die Zeit stehen geblieben. Das ist für einen kurzen Moment charmant, in der immanenten Verzweiflung aber auch ungesund traurig: wie sich die Band im Videoclip zum klar schwächsten Song des Albums "Apotheosis" in Billo-Sci-Fi-Umgebungen mit Billo-Überblendungen und Billo-Videoeffekten wie eine Horde "querschnittsgelähmter Faultiere" (Kalkofe) abmüht, schaut man sich besser gar nicht an. Oder eben doch.




Wer indes "The Key" und zu gleichen Teilen technischen wie kruden Old School Death Metal feiert und modernen Metal in all seinen uninspirierten, oberflächlichen, ranschmeißerischen, polierten Auswüchsen in weiten Teilen für einen Haufen festgekrustetes Elefantensperma hält, findet mit ein paar Metern Sicherheitsabstand sicher Spaß an "Paradox". Ich habe an solchen Platten mehr Freude als am gesamten Labelprogramm von Nuclear Blast.

Kann man sich neben die 1-Euro-Ammoniten vom Flohmarkt und die Inklusen von in Bernstein eingeschlossenen Insekten aus dem Paläozän ins Regal stellen und ab und zu melancholisch in der Hand wiegen.





Erschienen auf Profound Lore Records, 2019.