03.06.2010

Denkt denn niemand an die Kinder??? (1)

Dreikommaviernull und Christian "Pogromstimmung" Wulff präsentieren: den (hoffentlich) regelmäßigen 7-Inch/Single/45rpm-Rundumschlag mit den besten Singles der letzten Wochen, Stunden, Jahre. Wir beginnen, schön aufpassen. 


Nice Nice - Sea Waves

Die "Chrome"-LP aus dem Jahr 2003 (damals noch via Temporary Residence erschienen) brachte mich auf dieses sympatisch angeschrägte Duo aus Portland - mittlerweile sind Jason Buehler und Mark Shirazi auf Warp gelandet und legten vor wenigen Wochen mit "Extra Wow" ihr dortiges Debut vor. "Sea Waves" ist die erste Singleauskoppelung und klingt, als hätten die Einstürzenden Neubauten 80er Jahre Discofuzz mit einem Sack Aufputschmittel gemampft. Es brizzelt, es fiept, es groovt wie Drecksau - und ist trotz aller oberflächlicher Zerissenheit wunderbar eingängig. "We Stayed" auf der Flip ist großer, schwebender Elektrofiep-Ätherpop. Etwas gemäßigter in der Anlage, aber unverkennbar clubtauglich.

"Sea Waves" gibt es hier zum offiziellen Download.




Year Future - The Hidden Hand

Geiles, politisches Postcore-Brett mit manischem Sänger (Sonny Kay, u.a. Angel Hair) irgendwo zwischen Fugazi und früh 80er Hardcore mit seltsam sublimer Wave/Goth-Schlagseite und depressiver Wut- und Verzweiflungskante.

Ziemlich apokalyptisches und verdrehtes Gestampfe in "Police Yourself" trifft auf intensiven, mit leichten Screamo-Elementen angereichterten Zappendustercore im Titeltrack. Textlich kommt intellektuelles Futter für Menschen hinzu, die nicht wissen, wo sie mit ihrer Wut noch hinsollen, ohne sich gleich strafbar zu machen (obwohl...). Hat durchaus etwas Versöhnendes, im Sinne von "Verbindendes". Nix für Sonnenanbeter. 



Bullion - Say Goodbye To What

Manch einer wird sich dunkel erinnern: Bullions "Get Familiar" war 2008 einer meiner Lieblingssongs und man kann nicht sagen, dass Nathan Jenkins seither untätig gewesen wäre. Seine Remixfinger sind immer da, wo die Musik spielt. Ich entschied mich für die aktuelle "Say Goodbye To What"-Single, die dank der Vocalsamples deutlich freundlicher erscheint, als das etwas nokturne "Get Familiar". Die Kinderchor-Hookline ist brilliant, der Beat lässt Köpfe und Gliedmaßen (sch)nicken. "Crazy Over You" ist dagegen fast schon bierernst, gar traurig, mit wunderbarer Soul-Verzierung und der verhallt-verzerrten Aura dunkler Dubstep-Produktionen. Erinnert mich brutal an irgendwas, respektive irgendwen und ich komme zum Fick nicht auf den Namen. Tipps und Vorschläge bitte an Horst Köhler, Erdloch 17, 49983 Woderpfefferwächst.

"Say Goodbye To What" kann man hier hören.

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