12.09.2009

Schinken Aharattamattatatamtamtam


Spain - The Blue Moods Of Spain

Ein kleines Schmuckstück aus der Indiewelt: Josh Hadens Spain-Debut "The Blue Moods Of Spain" aus dem Jahr 1995 findet sich seit einigen Wochen regelmäßig im Player wieder. Warum also nicht ein paar Zeilen darüber bloggen, hm? Frage ich Sie!

Der Sohn des Jazz-Bassisten Charlie Haden (u.a. Keith Jarrett, Ornette Coleman) hat hier eine neun Songs umfassende Sammlung von dunklen, melancholischen Schleichfetzen aufgenommen, die zur großen Überraschung eigentlich in jeder meiner Lebenslagen funktionieren. Vor allem - riesige Überraschung - zur Nacht jedoch entfalten sich die sehr intimen Aufnahmen vollständig: eine angenehme, sanft dahinfließende Welle von Wohlklang, optional eine große Wolke Prozac, auf der man sich nackt und in Butterschmalz eingerieben verlustiert, vorzugsweise mit adäquatem Sexualpartner. Grob gesagt: Fickmusik für Suchtgestörte. 

Nur die weniger gutgelaunten würden mit Begriffen wie "Monoton, öde und sacklangweilig" herumprotzen, aber die hören sowieso alle nur Onkelz und Wahlkampfreden von Angela Merkel und sind somit zu vernachlässigen. Wir Genießer vom Fach (Rumkugel, Sahne-Leberwurst, vermoderte Kniekehlen) indes kochen uns nachts um 3:00 Uhr nochmal 'ne schöne Kanne Stechapfeltee und starren wie in Stahlbeton eingesaugt in den mit Lack übergossenen Sternenhimmel, während die meist überlangen Tracks sich mit uns in die Lüfte schwabbern. Die beiden Highlights "World Of Blue", mit gerade mal vierzehn Minuten ein echter Smash-Hit, und das sogar von Johnny Cash gecoverte "Spiritual" (nicht, dass es ein Qualitätsmerkmal wäre, von Johnny Cash gecovert zu werden, aber ich habe noch 'ne Klammerbemerkung gebraucht und außerdem genug Nihilismus oder weiß ich was in mir, hier an dieser Stelle zu staten, dass keine Sau, also wirklich gar keine, irgendetwas von Johnny Cash hören, geschweige denn mögen muss, wüähä), reichen im Grunde für einen Rundflug völlig aus, das restliche Material ist schmückendes Beiwerk, das erst bei der Gesamtbetrachtung eine Rolle spielt. Die Platte ist furchtbar stimmig, die Songs hervorragend arrangiert, und es war 1995 sicherlich alles andere als "in", eine derart ruhig-sedierte Musik auf einen Markt zu hauen, der mit Alternative Rock und Crossover-Pissflitschen - natürlich nenne ich keine Namen, ich bin schließlich ein seriöser Blogger, der für Vodafone wirbt! - überfüllt war. Auch heute noch gewinnt "The Blue Moods Of Spain" genau aus dieser Haltung heraus sein Alleinstellungsmerkmal (OHO!) und seine Faszination (AHA!)

Eine kleine Platte mit großer Wirkung (TSEHE!). 

"The Blue Moods Of Spain" von Spain ist 1995 auf Restless Records erschienen.

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