16.12.2021

A Walk in My Atomic Garden - Platz 11: Bad Religion - New Maps Of Hell




BAD RELIGION - NEW MAPS OF HELL


"New Maps Of Hell" ist der etwas ältere und leicht behämmerte Bruder des Vorgängers "The Empire Strikes Back" aus dem Jahr 2004: ein bisschen außer Kontrolle geraten, halbstark, einer, der immerzu zu viel und zu dick aufträgt und dabei flach ist wie eine Regenpfütze kurz hinter Kassel. Distortion: rauf! Gaspedal: Bodenblech. Das Schlagzeug? Scott Columbus hat aus dem Jenseits angerufen und möchte seine Drums Of Doom zurück. Noch mehr? Kannste haben: die megapeinlichen Riotshouts in "Requiem For Dissent" lassen auch 14 Jahre nach Erstkontakt noch sämtliche inneren Organe unter stummen Schmerzensschreien verwelken. Darüber hinaus ist die Produktion viel zu fett und metallisch, der Zeitgeist ist einfach ein Arschloch, und Wundertrommler Brooks "Haudraufundschluss" Wackerman passt zur Band wie ein Maschinenschlosser zum Telekolleg "Kaltnadelradierung". 

Und als ob das alles nicht schon wirklich genug Migräne macht, fragt die Herzallerliebste bei "Honest Goodbye" mit einiger Skepsis in der Stimme, was denn mit denen passiert sei; ob sie das beim Kaffeeklatsch im Seniorenstift komponiert hätten, den Blasenkatheter könne man ja praktisch riechen.

Und dennoch: ich kann nicht verleugnen, dass sich einige sehr gute Momente auf "New Maps Of Hell" versammelt haben, die sich zu meiner Überraschung sogar im oft eher ungeliebten, weil qualitativ nicht selten eher vernachlässigten letzten Drittel tummeln. "Lost Pilgrim" ist von der besten "The Gray Race"-Melancholie-Schule abgegangen, "Scrutiny" hätte sich mit einer offeneren Produktion auch bestens zwischen "Against The Grain" und "Generator" aufs Stühlchen setzen können, "The Grand Delusion" ist gar ein erstaunlich abwechslungsreiches, melodisch herausragendes und in gerade mal gut zwei Minuten gepresstes Juwel, und auch wenn der Abschluss mit "Fields Of Mars" wegen der albernen Pianosequenz zur Mitte deutlich zu lang und weilig gerät, schafft die Band hier einen außerordentlich bildhaften Hochgeschwindigkeitspunker. 

Sowas können nicht viele Bands. Vielleicht sind Bad Religion sogar die Einzigen.


   


Erschienen auf Epitaph, 2007.



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