03.02.2013

2012 ° Platz 8 ° Oddisee - People Hear What They See



ODDISEE - PEOPLE HEAR WHAT THEY SEE

Ist die Zeit für Klassiker einfach vorbei? Vor zwanzig Jahren wären sämtliche Singleauskopplungen aus "People Hear What They See" in die Top Ten der US-amerikanischen Billboardcharts eingestiegen, das Album hätte dreifach Platin eingesammelt und Oddisee wäre für die nächsten fünf Jahre der Mann der Hip Hop-Stunde gewesen. Im Jahr 2012 reicht es immerhin für viel, viel Kritikerlob und einen brodelnden Untergrund, der vom Mainstream Hip Hop mit seinen Bitchez, Niggarz und Dollarz die Nase mindestens so voll hat wie unsereins. Alleine das Cover von Oddisees quasi-Debut verspricht eine Hochdosis Conscious Rap, einerseits introspektiv und reflektiert, ohne die sonst genretypische Exaltiertheit, und trotzdem ist die Leidenschaft in jedem Rap, in jedem Beat und jedem Sample zu spüren. "This album is about influence, inspiration, perception & reality." sagt der Multiinstrumentalist, Produzent und MC aus Washington, womit er auch dank seiner Motown-, Soul- und Funksamples mit "People Hear What They See" einem Poeten wie Gil-Scott Heron viel näher steht als praktisch alles, was in den letzten zehn, fünfzehn Jahren an der Hip Hop Geschichte mitgebastelt hat. Langjährige Leser von 3,40qm erinnern sich vielleicht noch an Replifes "The Unclosed Mind" Album aus dem Jahr 2008, das ich als "wohltuend klischeefreien HipHop" adelte, und mir fiele für Oddisee ziemlich genau dasselbe ein, auch wenn seine Musik eine Spur spritziger und sonniger ist.

Ich würde grundsätzlich viel mehr Hip Hop hören, wenn er öfter so erfrischend, kreativ und positiv aufgeladen ist, wie "People Hear What They See". Und es wäre mal wieder an der Zeit, dass wir Klassiker entstehen lassen. Ich hätte kein Problem, hier und heute damit zu beginnen.

Erschienen auf Mello Music Group, 2012.

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