Auflistungen mit dem Titel "Beste Songs des Jahres" sind schon so immer einer Sache: meist lassen sich dort ja doch nur die vermeintlich besten Tracks aus den jeweils besten Alben des Jahres blicken, und das wirft schon ein wenig die Sinnfrage auf. Dennoch gab es zumindest in meiner Wahrnehmung dieses Jahr den ein oder anderen Tune, der auf diesem Blog bisher noch keine Erwähnung erfuhr, mir aber dennoch sehr oft durch den Gehörgang rauschte. So oft sogar, dass ich nicht umhinkomme, eine kleine Auswahl in meiner Bestenliste zu präsentieren.
Danach ist aber wirklich Schluss mit dem Listenkram, versprochen.
01 Apparat (feat. Raz Ohara) - Hold On (Chris De Luca Vs. Phon.O-Remix)"Get Off"-Prince trifft "Sexy Back"-Timberlake. Muss man laut hören, am besten nachts um vier, mit klatschnassen Klamotten, auf der Tanzfläche. Hätte sowas wie der ultimative Sommerhit 07 werden können, und das nicht nur für meine geschätzten Leser.
02 Yoko Ono - Every Man Every WomanJeder meiner selbst zusammengestellten Sampler des Jahres 2007 begann mit diesem Song: Yoko Ono hat für ihre aktuelle Platte "Yes, I'm A Witch" ihre teils bis zu 25 Jahre alten Songs von aktuellen Künstlern remixen lassen. Das einzige Element, das bleiben durfte, ist ihr Gesang. "Every Man Every Woman" verwandelte sich unter der Bearbeitung von Blow Up zu einem hippen, taufrischen Dancefloorstomper, der den Innovationswillen der Künstlerin eindrucksvoll untermauert. Ein beeindruckendes Statement.
03 Battles - AtlasDas Lied der Schlümpfe in einer atemberaubenden Neufassung. Battles schaffen es seltsamerweise nie, mich mit ihren Alben zu überzeugen, aber "Atlas" ist ein großartiger, verwirrter, selbstbewusster Ohrwurm Deluxe.
04 Brazzaville - 1983Wenn man die Definition von "Tolle, aber völlig untergegangene Platte" benötigt, sollte man "East L.A. Breeze" der Exil-Spanier Brazzaville etwas näher betrachten. Traumhafter, souveräner Indiepop, dazu mit "1983" einen Song im Köcher, der an endlos lange, weiße Sandstrände und mächtige, schattenspendende Palmen erinnert. Perfekt.
05 Gudrun Gut - Rock Bottom RiserAuch über "Rock Bottom Riser" wurde meinserseits schon so einiges gesagt. Für mich ist die flirrende, leicht angeschrägte Coverversion des Smog-Songs das Highlight auf Gudruns Debut-LP "I Put A Record On". Landete ebenso auf praktisch jeder meiner Song-Zusammenstellungen des Jahres.
06 Black Rebel Motorcycle Club - Weapon Of ChoiceDas Album "Baby 81" schlitterte haarscharf an meiner Top 20 vorbei, nichtsdestotrotz lassen sich auf dem nunmehr vierten Album einige saucoole, schnoddrige Songperlen finden. "Weapon Of Choice" ist nur ein Beispiel dafür.
07 Redshape - Alone On MarsMir ist Redshape bishweilen etwas zu direkt und straight, aber "Alone On Mars" entwickelt sich über knapp neun Minuten zu einem trippigen und treibenden Vorzeigetrack, der sich zwischen futuristischen Sci-Fi-Sounds und einer mystischen Schwebeästhetik entlang schlängelt. Genau dieser Gegensatz macht "Alone On Mars" so besonders und wertvoll.
08 David Judson Clemmons & The Fullbliss - Our HousesAuch hier würde ich so langsam Eulen nach Athen tragen, würde ich nochmals auf die Größe von Clemmons aktueller scheibe "Yes Sir" hinweisen. Also machen wir's es kurz:"Our Houses" ist Melancholie in Vollendung, gespielt von einem, der ganz genau weiß, was er tut.
09 Claude VonStroke - Who's Afraid Of Detroit (Deepchord Remix)Ein zusammengebrutzelter, knietiefer Technotrack, der sich herrlich reduziert durch ein im Nebel liegendes, 150 Quadratkilometer großes Maisfeld (in Downtown Detroit, natürlich) kämpft. Irgendwie verschwommen, urban und dunkel. Für zwölf Minuten und eine Handvoll Pillen.
10 Gui Boratto - Beautiful LifeIch wiederhole mich, aber alles egal jetzt: "Beautiful Life" ist vertontes Zitroneneis mit Sahne. Ein strahlender, positiver, lebensbejahender Song, eine der absoluten Sternstunden des Jahres.
Und jetzt, auf zu neuen Ufern!