11.11.2013

Thrash'n'Spekulatius



Ich hatte es ja erst seit einem knappen Jahr angekündigt, die Mühlen mahlen eben langsam auf Dreikommaviergähn: es ist Zeit für meine zwanzig liebsten Thrash Metal Platten. Bis schätzungsweise März gibt's nun also Listen, Listen, Listen und noch mehr Listen. Uhr ihr steht doch auf Listen, ich weiß es. Schließlich geht es Ende Dezember dann auch schon in die heiße Top 20 2013-Phase. Das wird alles so wunderschön, ich könnte mir jetzt schon in die Büx machen.

Der Grund, warum der ganze Quatsch so lange gedauert hat, ist übrigens der denkbar Offensichtlichste. Aus dem Fundus von über dreihundert genre-relevanten Scheiben in der Sammlung die zwanzig Güldenen auszuwählen ist eine Sache (die mich schon komplett überfordert hat), diese Kandidaten dann noch in eine schmissige und halbwegs nachvollziehbare Reihenfolge zu bringen eine ganz andere. Zudem kommt der ewige und überaus leidige Schubladenkampf, der selbst mich als nicht unbedingt schubladensüchtig bekannten Typen kirre macht: ist das schon Thrash, oder noch US-Metal? Was ist mit Speed Metal? Power Metal, anyone? Und was mach' ich mit diesem abgefahrenen Scheiß hier, der im Prinzip weder das eine, noch das andere ist - ganz zu schweigen von dem ganz anderen. Und trotzdem gehört's am Ende eben doch dazu. Es blieb erwartungsgemäß grotesk viel auf der Strecke, und wo so manches einfacher zu streichen war, musste ich bei der ein oder anderen Entscheidung manchmal wochenlang mit mir kämpfen. Und als ich mir in den letzten Tagen die finale Aufstellung nochmal genauer anschaute, ging der ganze Mist schon wieder von vorne los. Es hilft nichts - Strich drunter machen und einfach loslegen. Dacht' ich mir so. 

Noch ein kurzes Wort zum Prozedere: zu den Plätzen 6 - 20 gibt's Kurzreviews, die Plätze 1 - 5 werden ausführlicher angesprochen. Morddrohungen, weil Deine Lieblingslatte fehlt, gehen an die bekannte Adresse. In diesem Zusammenhang können Metallica-Fans schonmal ihr Mailprogramm öffnen. Pfrz! Gehen Sie bitte weiter, es gibt hier absolut nichts zu sehen.

Eine Sache gibt's jedoch, die ich jetzt noch kurz ansprechen muss. Um nicht Gefahr zu laufen, komplett zu vernerden, gibt es eine Platte, die strenggenommen zwar zu den Top20 gezählt werden könnte, die ich aber schlussendlich nicht in meine Hall Of Fame aufgenommen habe. Zum einen besitze ich sie nicht in physischer Form, was sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern wird. "Vision" der längst aufgelösten Thrashcombo SILENCE aus Washington, USA gibt es erstens nur auf CD und kostet zweitens ein nicht mehr ganz so kleines Vermögen: zwischen 300 und 800 Dollar ist hier offensichtlich alles im Bereich des Möglichen. Zum anderen ist "Vision" eher ein Kandidat für die nächste "Vergessene Perlen"-Reihe und bis 2015 will ich nicht warten. Tatsächlich hat erst vor vier Tagen ein astreiner Typ (ich war's nicht!) die komplette Platte auf Youtube hochgewemmst, weshalb ihr sie jetzt ohne Runterladerei ganz entspannt hören könnt.

Ich bin jedenfalls bei jedem Hören immer wieder baff, wie die Buben sowas aus dem Ärmel schütteln konnten. Im Grunde ist "Vision" der missing link zwischen Dark Angel ab 1989 und Ostküstenherrlichkeit wie jener von Overkill oder den frühen Anthrax, qualitativ beinahe auf Augenhöhe. Hätte man den Jungs 1990 einen etablierten Produzenten vors Mischpult geknallt, der ihnen die Songs ein bisschen gestrafft und sie dynamischer zusammengebastelt hätte, wäre es garantiert nicht nur bei diesem einen Album geblieben, das heute komplett vergessen ist.

Enjoy!






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