13.06.2008

Lasst Es Baumeln



Auf einmal war es da, das dritte Soloalbum des Broken Social Scene-Gitarristen Jason Collett. Keine großen Ankündigungen, kein großes Trara. Damit steht die Veröffentlichungspolitik in einer Reihe mit der Musik des Kanadiers. Wie schon auf dem fantastischen Vorgänger "Idols Of Exile" steht die ungeheure Lässigkeit der Songs im Vordergrund: eine Band, die über die kompletten 47 Minuten klingt, als läge sie kollektiv in einer übergroßen Hängematte, findet man wahrlich nicht an jeder Straßenecke. Ich weiß auch beim besten Willen nicht, wie sie das immer wieder hinbekommen, zu jedem Zeitpunkt derart laid back zu agieren.

Collett und seine Buben bieten stilistisch nichts Neues zu den beiden Vorgängern und pendeln immer noch zwischen den Beatles (deren Einfluss einen fast schon körperlich anspringt), den Stones und kanadischem Folk- und Indierock hin und her und haben immer noch eine feine Nase für echte Highlights. Auch wenn für den Moment "Idols Of Exile" noch die Nase vorn hat, sind feine, mit sicherem Händchen geklöppelte Songs wie "Out Of Time", "No Redemption Song", "Papercut Hearts", "Not Over You" oder "Charlyn, Angel Of Kensington" überragende Beispiele für das Songwritingtalent Colletts. Dass er mit der Begleitband Paso Mino Musiker gefunden hat, die seine Songs mit soviel Hingabe und Selbstverständlichkeit spielen, ist jedoch sein größter Coup. Letztendlich ist diese Qualität für mich der springende Punkt an seinen Arbeiten. Die Songs rücken in die zweite Reihe, auf die sonnenüberflutete Veranda an einem Sonntagnachmittag. Es gibt Erdbeerkuchen und Kaffee. Und Strohhüte...Strohhüte gibt es auch.

"Here's To Being Here" von Jason Collett ist im Februar 2008 auf Arts & Crafts Productions erschienen.



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