30.11.2007
The Ruling Class Are Penguins
Mindestens einmal im Jahr erinnere ich mich daran, dass Warrior Soul die vielleicht großartigste Rockband aller Zeiten waren, und ich komme tagelang nicht ohne ihre Musik aus. Was meine Wenigkeit von ihren insgesamt fünf Studioalben hält, kann man getrost an anderer Stelle nachlesen, deshalb soll es hier und heute in erster Linie um ein Album gehen, das meine "Best of 2003"-Liste souverän anführte.
"Opium Hotel" ist das Solodebut des ehemaligen Warrior Soul-Frontmanns Kory Clarke und bevor der ein oder andere alte Fan der Band vor Überraschung ob der Existenz dieser Platte die Augenbrauen hochzieht und sich auf die Suche nach Downloadlinks macht: vielleicht vorher einen großen Schluck "Raffnix" trinken, oder eben gleich an den großen Schmerzmitteltabletten lutschen. "Opium Hotel" ist wahrhaft kaputt, ein schmieriger Putzlumpen, der mit einer Ladung Schrot durchlöchert wurde. Clarke lässt seinem Talent für Spoken Word-Performances und seiner Liebe zur Poesie alle Freiheiten, arbeitet mit zerfledderten Loops, wild herumwütenden, entrückten Beats, und nur auf den ersten Blick dilettantisch anmutenden Sounds, auf die er seine immer noch faszinierende Lyrik setzt. Gegen einen Brocken wie "Boom Ka Boom" klingt "Four More Years" von Warrior Souls Debutalbum "Last Decade, Dead Century" wie ein Kinderlied aus der Sesamstraße:
We are tortured by retardation
Lost freedom becomes Pepsi
broke
Raining smoke oil cloak
Elite walk on your corpses
enjoy
Nothing on corporate drugs
Folks farm sold no cash
for unconnected
Suspected terrorist soldiers
blind enemy
In meinem Interview mit Clarke aus dem Jahr 2006 fragte ich ihn, in welcher Stimmung er eigentlich gewesen sei, als er "Opium Hotel" aufnahm, und er antwortete:"Weißt du, es war so seltsam und verrückt in dieser Stadt [New York] zu sein, kurz nachdem die Anschläge von 11.September geschahen, und viele Songs von "Opium Hotel" wurden genau zu diesem Zeitpunkt geschrieben. Eine sehr furchteinflößende, schreckliche Zeit."
Ein ratlos machendes Album, das zwischen narkotisierter Resignation und verwirrter Wut umhertaumelt.
"Opium Hotel" von Kory Clarke ist im Jahre 2003 auf Cargo Records erschienen.
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