26.08.2008
Zebra Streifen
Ein wildes Gezappel, da rund um den Springbrunnen. Die Rosen wachsen auf den braunen Betonplatten. Nicht so, wie andere Rosen wachsen, aber das sind auch keine normalen Betonplatten. Eigentlich bestehen sie aus ganz vielen, kleinen Steinen. Die passen gar nicht zusammen, aber man hat sie passend gemacht. Ob die wissen, dass Rosen auf ihnen wachsen? Naja, wahrscheinlich nicht.
"Das ist wie...wie ein Vogelschwarm, irgendwie. Einer fliegt nach...na, da raus halt, und die anderen fliegen sofort mit."
"'Die anderen' ist ja Quatsch; 's sind ja nur zwei."
"Aber immerhin klingen die zwei wie ein ganzes Rudel."
"Rudel? Eben warst Du noch beim Schwarm."
"Ja, Verzeihung. Wie's halt gerade passt."
"Rudel klingt nach Raubtieren."
Freies, attackierendes Chicago. Ist es noch hell oder schon wieder Frühstück? Eine große Tasse Kaffee, dazu Kornetthörnchen und Getrommel. Geht ja auch, wenn es erst wieder hell werden soll. Also irgendwann, wenn es noch dunkel ist.
"Und wie schön das klingelt. Wie Wasserperlen an den Badezimmerfliesen, nach dem Duschen."
"Wasserperlen, die klingeln?"
"Du weißt schon, wie ich das meine."
"Dann sag's halt."
phase out....another level of consciousness...push Away...posT...close your eyes...play, just play...aBility...FREe...another level of consciousneSs...agree....rock...disagree...
"Hat die nicht der Tortoise-Typ produziert?"
"Kann schon sein. Aber sowas interessiert doch nur Giganerds, weil sie das Wichtigste nicht kapieren wollen."
"Hast Du mich gerade Giganerd genannt?"
"Interessiert's dich wirklich?"
"Nö."
"Ich geh' ein bisschen schwimmen."
"In Praise Of Shadows" des Chicago Underground Trios ist im Jahre 2006 auf ThrillJockey erschienen.
21.08.2008
"Even he can't play what he plays..."
Ein launiger Ausschnitt aus einem Noel Gallagher-Interview. Der Gitarrist von Oasis spricht gut fünf Minuten über The Smiths, Johnny Marr und Morrissey. Großartig!
19.08.2008
Halb zog es ihn, halb sank er dahin...
Auch das ansonsten so geschmackssichere Blue Note-Label erlaubt sich hier und da einen Ausrutscher. Auch wenn jener, der sich auf Lee Morgans "The Procrastinator" bezieht, nicht in erster Linie ein musikalischer, sondern zunächst mal ein geschäftlicher Lapsus ist. Das Label konnte auf dieser, im Juli 1967 aufgenommenen Scheibe unverschämterweise keinen Hit entdecken und verstaute die Aufnahmen im Giftschrank, ehe das Werk 1978 zum ersten Mal den Weg in die Läden fand. Ganze 17 Jahre später wurde es als limitierte Edition wiederveröffentlicht, auf der dann aber unsinnigerweise die Hälfte der Originalausgabe fehlte, nämlich eine Session aus dem Jahre 1969, unter anderem mit Julien Priester (Posaune) und George Coleman am Saxofon. Zumindest kann man damit den Gegenbeweis für die These antreten, früher sei in Sachen Musikbusiness alles besser gewesen. War es nicht.
Lee Morgan, der in den Jahren zuvor unter anderem bei Art Blakeys Jazz Messengers, der Band von Dizzy Gillespie und auf letztlich wegweisenden Klassikern wie Grachan Moncurs "Evolution" mitwirkte, hat für diese Platte die crème de la crème des Mid-60s Jazz und nicht weniger als drei Musiker der damaligen Miles Davis Band um sich versammelt. Gemeinsam mit Herbie Hancock (Piano), Wayne Shorter (Tenor Sax), Bobby Hutcherson (Vibraphon), Ron Carter am Bass und Billy Higgins am Schlagzeug präsentiert er sich im Vergleich zu seinen erfolgreichsten Jahren mit Werken wie "The Sidewinder" oder "The Rumproller" deutlich gereift, ja geradewegs zurückhaltend und bietet einen Hard Bop an, der in seinen besten Momenten die Schwelle zur Avantgarde streift und ansonsten mit erstaunlicher Tiefe und gehörigem Swing ausgestattet ist. Die vier Morgan- und zwei Shorter-Kompositionen (die wunderbare Ballade "Dear Sir" und der Bossa Nova "Rio") sind in ihrer Geschlossenheit und ihrer Souveränität ungeschlagene Perlen des modalen Jazz, zu gleichen Teilen beschwingt und hypnotisierend. Besonders letztgenannte Komponente dürfte sich in den meisten Morgan-Alben der sechziger Jahre wiederfinden.
Dass "The Procrastinator" moderner klingt als Morgans frühere Arbeiten liegt für meinen Geschmack explizit an der Beteiligung Bobby Hutchersons. Besonders sein Spiel führt die bluesigen Ansätze des Trompeters in einen tiefroten Rau(s)ch, wärmt sie und verleiht ihr einiges an mystischem Flair, das sich durch die komplette Aufnahme zieht. Dazu passt Shorters ebenfalls sehr überlegtes, zurückgenommenes Spiel und das kluge, begleitende Drumming von Billy Higgins, der sich nie in den Vordergrund drängt, sondern sich perfekt den Songs anpasst und sie abrundet.
Möglicherweise wäre Lee Morgan, der Zeit seines Lebens wie viele seiner Musikerkollegen dem Heroin nicht immer abschwören konnte, heute eine der bekanntesten und schillerndsten Figuren des Jazz, wäre er nicht 1972 während eines Streit mit seiner damaligen Freundin vor dem New Yorker Jazzclub Slug's von ebenjener erschossen worden. Aber spekulieren wir nicht weiter wild herum, lassen wir lieber den trivialen Quatsch beiseite und freuen uns, dass es von diesem Mann noch eine ganze Reihe fantastischer Platten zu entdecken gibt. "The Procrastinator" ist einfach viel zu gut, um es dem großen Nichts, dem großen Vergessen anzuvertrauen.
"The Procrastinator" ist im Jahre 1978 auf Blue Note Records veröffentlicht worden. Der hier präsentierte Re-Release erschien im Jahre 1995 ebenfalls auf Blue Note Records.
13.08.2008
Playlist 12.8.2008
Wie immer an dieser Stelle: das haben Sie gestern Abend verpasst. Oder gehört.
01 Mice Parade - In The Land There Are Lakes
02 The Life And Times - Muscle Cars
03 I'm Not A Gun - Blue Garden
04 Do Make Say Think - Chinatown
05 Thomas Dybdahl - Love's Lost
05 Vetiver - You May Be Blue
06 Sofa Surfers - White Noise
07 Joyce Hotel - Falling/Laughing
08 Triosk - Headlights
09 IMPS - Bubble And Squeak
10 Jackie McLean - Love And Hate
11 Joe Henry - Love You Madly
12 Ostinato - Convolution
13 Jud - The Hands
14 Human Bell - Outposts Of Oblivion
15 Joanna Newsom - Cosmia
16 David Murray Octet - India
17 Mad Season - Long Gone Day
18 The Heavy - Doing Fine
19 Black Rebel Motorcycle Club - Rifles
20 Boards Of Canada - Sixtyniner
21 Rafael Anton Irrisari - Fractal
22 Anders Ilar - Color Of Rain
23 EFDEMIN - Further Back
24 Shuttle 358 - Lyndon Song
25 Yume Bitsu - Surface I
Vielen Dank fürs Zuhören!
01 Mice Parade - In The Land There Are Lakes
02 The Life And Times - Muscle Cars
03 I'm Not A Gun - Blue Garden
04 Do Make Say Think - Chinatown
05 Thomas Dybdahl - Love's Lost
05 Vetiver - You May Be Blue
06 Sofa Surfers - White Noise
07 Joyce Hotel - Falling/Laughing
08 Triosk - Headlights
09 IMPS - Bubble And Squeak
10 Jackie McLean - Love And Hate
11 Joe Henry - Love You Madly
12 Ostinato - Convolution
13 Jud - The Hands
14 Human Bell - Outposts Of Oblivion
15 Joanna Newsom - Cosmia
16 David Murray Octet - India
17 Mad Season - Long Gone Day
18 The Heavy - Doing Fine
19 Black Rebel Motorcycle Club - Rifles
20 Boards Of Canada - Sixtyniner
21 Rafael Anton Irrisari - Fractal
22 Anders Ilar - Color Of Rain
23 EFDEMIN - Further Back
24 Shuttle 358 - Lyndon Song
25 Yume Bitsu - Surface I
Vielen Dank fürs Zuhören!
09.08.2008
In eigener Sache: Nachtgedanken
Der lange herbeigesehnte Urlaub ist endlich da, also kann ich ihn auch gleich mit einer kleinen Radiosendung freudig begrüßen:
Am Dienstag, 12.8.2008 ab 20:30 Uhr gibt es unter folgendem Link ein bisschen Musik zur Nacht zu umarmen:
Hans-Joachim Kulenkampff freut sich über deine pinkfarbenen Waschlappen
Und das ist ja auch ganz schön so.
P.S.: Man findet schon einen geradewegs käferblöden Mist, wenn man (relativ) harmlos die Google-Bildersuche für "Nachtgedanken" anschmeißt, oder?
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