06.01.2008

Platz 16



Bodi Bill - No More Wars

Wenn ein Liveauftritt eine Platte qualitativ nach unten reißen kann, dann muss auf der Bühne schon so einiges schiefgelaufen sein. Bei Bodi Bills Gig im Darmstädter 603qm ging rein musikalisch eigentlich alles glatt, die doof-schüchterne Performance inklusive deplatziertem Herumgezappel und einiger, nun ja, "unglücklicher" Ansagen des Berliner Trios hingegen verdarb mir langfristig ziemlich die Lust an ihrem Debutalbum "No More Wars", das bei Licht betrachtet durchaus auch in meinen Top-Ten hätte auftauchen können. Ihr Ansatz, akustischen Songwriterstoff mit clubbigen Dancesounds zu verbinden, gefällt mir auch heute noch sehr gut. Besonders zur Mitte des Albums haben sie mit "Nothing", "Kilogramm", "Straw Hats" und "Be Home Before Dinner" einige echte Brüller untergebracht, bei denen nackte, tanzende Leiber ums Pfadfinder-Lagerfeuer herumhüpfen und bunte Pillen schlucken. Schade, dass ich nach dem Auftritt nur noch selten Bock hatte, die Scheibe auf zu legen.

04.01.2008

Platz 17



Strategy - Future Rock

Ende März 2007, Hamburg. Inmitten des Chaos seines Zimmers sitzend, zaubert Tinnitus-Chefredakteur Haiko aus aufeinandergestapelten CDs, LPs und Promo-Flyern plötzlich ein quietschbuntes Digi-Pack hervor. "Hier", spricht's der zerstrubbelte Endzwanziger mit einem Siegerlächeln, "das dürfte Dir gefallen. Auf Kranky erschienen. Strategy. Supergeil." Auch wenn ich hinsichtlich seiner Tipps (zu?) häufig den Spielverderber geben musste, in Sachen "Future Rock" lag der Scheff goldrichtig. Paul Dickows drittes Werk ist ein äußerst angenehmes, frisches und modernes Album zwischen relaxter Sonnendeck-Atmosphäre und flächigen, angefunkten Clubsounds, niemals larifari, sondern durchgehend spannend, knisternd und vor allem: hochklassig.

Funktioniert in allen Lebenslagen: "Future Rock" gibt morgens einen guten Start in den Tag und am Abend chillt es mit bizarren Bildern und Farben genüsslich "dampfend" (Stefan Gärtner) in Richtung schweißnasser Abendunterhaltung. Downbeat, Indie, Improvisation und Electronica vereint in einem verschnörkelten Gewächs. Versüßte mir ebenfalls eindrucksvoll den Sommer.



03.01.2008

Platz 18



Marillion - Somewhere Else

Als Ende 2006 das Veröffentlichungsdatum für das vierzehnte Marillion-Studioalbum feststand, rechnete ich durchaus damit, dass die Frage nach der Platte des Jahres bereits im April beantwortet werden könnte. Anfangs machte sich "Somewhere Else" auch gar nicht schlecht; erst mit der Zeit fiel die Scheibe etwas zurück. Gehört das Herzstück mit dem Titelsong, "The Wound", "Voice From The Past" und dem Schlüsselmoment "No Such Thing" auch am Jahresende mit zum Besten, was ich 2007 hörte, kommen die übrigen Songs (mit Ausnahme des wunderbaren "Faith") über den Band-Durchschnitt leider nicht so recht hinaus. Das ist zwar immer noch gut genug, aber nicht zuletzt dank des "Marbles"-Meilensteins aus dem Jahr 2004 weiß man eben, was diese Band zu leisten vermag. 

Sie legen die Messlatte eben doch alle Jahre wieder in derart schwindelerregende Höhen, dass sie bei der nächsten Veröffentlichung nur untendurch springen können. Selbst dann verweisen Marillion noch so manchen in die Schranken.  

31.12.2007

Platz 19



Fridge - The Sun

Wie gut "The Sun" des britischen Trios ist, hatte ich vor wenigen Monaten bereits an anderer Stelle in diesem Blog erwähnt und daran hat sich bis heute auch nichts geändert. Four Tets Kieran Hebden hat seine Faszination für das Schlagzeug (=den Beat) in den Mittelpunkt gestellt und zusammen mit seinen Freunden Adem Ilhan und Sam Jeffers warme, fließende, an Tortoise erinnernde Fetzen der Gitarre und elektronische Spielereien als Gegenpart in den Sound eingeflochten. Daraus ergibt sich ein spannendes Wechselspiel aus einer unterkühlten Distanz und dem Wunsch nach Nähe und Kommunikation. Nerdmusik, die genau die Mauern einreißen will, die sie sich selbst Sekunde um Sekunde aufbaut.

Etwas überschaubarer und leichter als der Vorgänger "Happiness" aus dem Jahre 2001, aber dafür mindestens genauso schön.

28.12.2007

Platz 20



Tocotronic - Kapitulation

Hätte man mir vor fünf Jahren (oder Minuten) gesagt, dass eines Tages eine Tocotronic-Platte den Weg in meine Jahrescharts findet, hätte ich vermutlich in die Kiste mit den bösen Wörtern gegriffen. Die Hamburger Band war für mich seit vielen, vielen Jahren DAS rote Tuch schlechthin, und es gab mindestens eintausend gute Gründe, warum ich weder mit der Band, noch mit ihren Fans auch nur eine Sekunde meines Lebens verbringen wollte.

"Mein Ruin" als Appetizer vorab auf einigen Magazin-CDs veröffentlicht, schickte mir die ersten Schweißperlen auf die Stirn ("Scheiße, mir gefällt's!"), das Interview in der Sommerausgabe der Spex besorgte den Rest und plötzlich saß ich im Juli auf der Couch und hörte eine Platte, die in den kommenden Wochen zum beinahe täglichen Begleiter wurde. Morgens unter der Dusche stehen, sich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf die Arbeit vorbereiten und dazu Texte wie "Sag alles ab, geh einfach weg / Halt die Maschine an, frag nicht nach dem Zweck" oder "Und wenn du dir denkst alles ist zum Speien / Und so wie du jetzt bist willst du überhaupt nicht sein" zu hören war mein Summerfeeling 2007.

"Kapitulation" war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und kommentierte die Absurdität unserer Leben derart schlau und gekonnt, dass ich mich (ganz im Gegensatz zu meiner Herzallerliebsten) nicht mehr zur Wehr setzen konnte. Es ist schon eine verrückte Welt, ist es nicht?

26.12.2007

Zweitausendsieben In Musik

Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende entgegen und erneut sauste es mit einer Rasanz an mir vorbei, dass ich mir gefühlt schon im Februar Gedanken um die Weihnachtsgeschenke machen musste. Die Zeit ist ein Meister des Alterns, und dieses Gefühl des Mitgerissen werdens, des damit verbundenen Kontrollverlusts, die elende Hetzerei und die Unfähigkeit, die "Pause"-Taste zu drücken bringt mich jedes Jahr ein Stückchen weiter in Richtung Abgrund.
Musik ist es, die am Leben hält. Die ständige Suche nach den passenden Noten, nach der neuen, ganz persönlichen Sensation, das Erforschen, das Versinken, die Euphorie, wenn man die entscheidenden Schritte gegangen und auf etwas gestoßen ist, was berührt. Dabei ist es im Grunde nebensächlich, wie am Ende die Wertung ausfällt. Es gibt mehrere Wege, wie man sich der Kunst nähern kann, und ich bekomme immer öfter den Eindruck, dass Einteilungen wie "gut" oder "schlecht" völlig irrelevant sind.

Natürlich hält mich das nicht davon ab, in den nächsten Tagen und Wochen meine Schätze des Jahres 2007 zu präsentieren und zu kommentieren. Denn wie schon in den Jahren zuvor gilt auch dieses Mal: Es war das beste Musikjahr aller Zeiten.

Viel Spaß beim Lesen!

25.12.2007

Oscar Peterson (1925 - 2007)



Eine weitere Jazzlegende hat ihren letzten Gang angetreten: der kanadische Pianist Oscar Peterson ist in der Nacht zum 24.12.2007 in seinem Haus bei Toronto an Nierenversagen gestorben.

Peterson steht schon länger auf meiner "Damit muss ich mich mal näher beschäftigen"-Liste, und der Tod ist ironischerweise oftmals der Startschuss für den Beginn einer Auseinandersetzung mit der Kunst der/des Verstorbenen. Immerhin bleibt mir für die nächsten Tage eine Zusammenstellung seiner größten Momente, die auch im Moment im CD-Player rotiert.

Auf Petersons Homepage ist derzeit die aktuellste Meldung vom 28.November 2007, überschrieben mit Welcome To My New Beginning. Darin heißt es:"I am very happy to say I am back."


Ruhe in Frieden.

Die Neue Zürcher Zeitung zum Tod von Oscar Peterson

16.12.2007

In Eigener Sache: Frohe Weihnachten!

Es ist soweit, der erste Urlaub seit nunmehr zwei Jahren steht an. Keine Bange, an dieser Stelle wird kein "Was muss ich alles noch einpacken und was muss ich darüber UNGEDINGT in meinen Blog schreiben?"-Quatsch stehen, vielmehr möchte ich meinen Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen!

In diesen Tagen ist an nahezu jeder Ecke die Rede von Jahresbestenlisten, und auch meine Wenigkeit freut sich bereits darauf, eine solche ebenfalls zu veröffentlichen. Nach meiner Rückkehr startet mein Top20-Countdown 2007 und eine neue Radiosendung ist ebenfalls in Vorbereitung. Das nur als kleiner Ausblick...

Bevor ich mich nun in den wohlverdienten Urlaub (übrigens der erste seit zwei Jah...aber ich glaube, ich erwähnte es bereits...) begebe, möchte ich Ihnen noch ein Video präsentieren, über das ich heute im Zuge einer Diskussion in einem Forum stolperte. Sammy Davis Jr. trat ein Jahr vor seinem Tod im Jahre 1990 in der Lateshow von David Letterman auf und ich darf den Begleittext des Videos zitieren:

Probably Sammy Davis, Jr.'s last TV performance. He died of throat cancer about a year later. At the end, he tells Paul Shaffer "No rehearsal. See--better!" This explains the very light touch by the band until the tempo changes--they've never played with this man before, and he's a legend among legends! But when they hit the groove, they all swing.

Es gibt sicherlich Videos mit legendäreren Auftritten Davis', aber seine Ausstrahlung, sein Lachen, seine physisch spürbare Größe und Güte hat mich heute glatt umgehauen. Zum Heulen großartig.



13.12.2007

Jud Returns

Sieben Jahre nach ihrem letzten Album "Perfect Life" haben sich Jud wieder zusammengerauft. Unter der Webadresse www.judtv.com kann man bereits das neue, wütende, höchst energische "Drained" hören. Die CD namens "Sufferboy" erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2008.

Reunions ja bitte grundlegend und allesamt an den höchsten Baum, aber ich freue mich trotzdem mal ganz dolle. 

Und "Drained" kann alles. So.

11.12.2007

The Lips That Ate Nebraska



Es ist nicht von der Hand zu weisen: ich habe schon so einige musikalische Leichen im Keller, von denen ich mal mehr, mal weniger stark hoffe, dass sie niemals ans Tageslicht gezerrt werden. Meine Vorliebe für einige Hair Metal Bands der achtziger Jahre muss beispielsweise nicht unbedingt via eines Blogeintrags in die Öffentlichkeit hinausposaunt werden, das Faible für die Progressive Rock-Sensation Spock's Beard hingegen kann ich ruhigen Gewissens vertreten.

Ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere Leser spätestens beim Begriff "Sensation" das Schmunzeln begann (so wie die jungen Leute von heute über die alten Leute von gestern schmunzeln, wenn herauskommt, dass die alten Säcke mal Nirvana für den heißesten Scheiß unter der Sonne hielten), aber die Band um Alleskönner Neal Morse war ab ihrem ersten Album "The Light" aus dem Jahre 1995 sowas wie die Lichtgestalt des bis dato gnadenlos am Boden liegenden Genres, und die folgenden vier Alben "Beware Of Darkness", "The Kindness Of Strangers", "Day For Night" und (mit kleinen Abstrichen) "V" zementierten diesen Status sogar noch mit Superkleber metertief ins Erdreich. Dabei waren Spock's Beard keine Innovatoren, eher Wiederentdecker. Allen voran entdeckte Songwriter Morse die alten Yes-, Genesis- und Gentle Giant-Platten wieder, besorgte sich eine Begleitband, die an guten Tagen alles und jeden an die Wand spielen konnte (und es gibt Stimmen, die besagen, dass Spocks's Beard bis ins Jahr 2001 hinein nicht einen einzigen schlechten Tag hatten) und schrieb Songs, die - Pardon für die Euphorie - schlicht zu gut waren, um wahr zu sein. Die größtenteils überlangen Kompositionen waren vollgestopft mit vertonten Sahnebonbonmelodien, die mir bis heute eine Gänsehaut bescheren. Die Band platzte förmlich vor Spielfreude; ihre demonstrative Lässigkeit und Unbeschwertheit hievten die Tracks auf eine Ebene, auf der einem nichts mehr anderes übrig blieb, als sich mit einem seeligen Lächeln im Gesicht zurück zu lehnen und sich einfach nur noch hin zu geben.

Die Frage nach dem stärksten Album der Band kann ich bis heute nicht beantworten, allerdings tendiere ich in letzter Zeit immer vehementer zur zweiten Veröffentlichung "Beware Of Darkness". Wenn ich heute noch eine Platte von ihnen auflege, ist es meistens jene aus dem Jahr 1996, und auch hier bleibe ich die definitve Antwort auf das "Warum?" schuldig. Vielleicht ist es der dunkle Charme des Titeltracks (eine George Harrisson-Coverversion) und des 17-minütigen Schlusspunkts "Time Has Come", vielleicht das unfassbar hoffnungsvolle "The Doorway", vielleicht aber auch die Übernummer "Walking On The Wind", bei dessen Liverperformance ich im Offenbacher MTW im Januar 1997 tatsächlich dachte, ich hätte nun das Licht gesehen. Und das möchte ich ausdrücklich nicht als Redewendung verstanden wissen, ich sah es tatsächlich.

Dass Neal Morse beim frühmorgendlichen Joggen eben jenes Licht sah und daraufhin die Band verließ ("And HE said to me: leave Spock's Beard!"), ist gemessen an der Qualität des letzten gemeinsamen, arg farblosen Konzeptalbums "Snow" (2002) zu verschmerzen. Dass es seitdem aber weder Spock's Beard noch Morse nicht einmal annährend schafften, die Magie des Bartes ein zu fangen, stimmt mich in schwachen Momenten dann doch so ein ganz klein bisschen traurig. Andererseits: ihre ersten fünf Studioalben bleiben so oder so - wenigstens für mich - unerreicht. Und das kann dann auch ruhig so bleiben.

"Beware Of Darkness" von Spock's Beard ist Im Jahr 1996 auf Inside Out erschienen.

09.12.2007

Sex, Sex, Sieben



LEELA JAMES - A CHANGE IS GONNA COME 


Da schlägt sie wieder gnadenlos zu, diese Ironie. An jeder Straßenecke ist es zu hören: seelenlos ist er, der heutige R'n'B. Eine aufgestylte Karikatur seiner selbst, Songs geschrieben von Nichtsnutzen, gesungen von Nixkönnern mit aufgespritzten Lippen, die für einen geilen, flimmernden Videoclip mit hotten Boys'n'Girls ihre Oma verkaufen würden. Und dann kommt eine 23-jährige Kalifornierin daher, setzt ausdrücklich auf den Soul und Funk der sechziger Jahre, lässt sich und ihre außergewöhnliche, minimal angerauhte Stimme von Produzenten wie Wyclef Jean und Kanye West in den wunderbarsten, smoothesten Vordergrund rücken, singt Soulballaden, dass es einem die Schuhe auszieht, bevor Du sie bei den lässig angefunkten Clubsounds von "Music" sowieso in die Ecke gefeuert hättest...und fast keinen juckt es. "A Change Is Gonna Come" von Leela James aus dem Sommer 2005 holte sich gerechterweise eine Journalisten(ver)ehrung nach der anderen ab, den großen Erfolg hatten andere. Vor allem Europa schunkelt sich nachwievor lieber zu Destiny's Child ins Deppennirwana.

Das einzige, was man Leela James und ihrem Debut vorwerfen kann, ist die - diplomatisch gesagt - unglückliche Wahl von No Doubts "Don't Speak" als Coverversion, das auf immer mein Skipkandidat dieses Albums bleiben wird. Was zugegebenermaßen eher am Original, als an Leelas Version liegt.

Hier ist der Videoclip zu der ersten Single "Music" aus dem Hause Youtube zu sehen.





"A Change Is Gonna Come" von Leela James ist im Jahre 2005 auf Warner erschienen.

07.12.2007

"It's Like Psychoanalysis"



Ein weiteres Album, das sich seit Monaten wacker in meiner Playlist hält, ist Bobby Hutchersons "Dialogue" aus dem Jahre 1965. Unterstützt von einer durchaus beachtlichen Begleitband (u.a. Freddie Hubbard, Andrew Hill, Joe chambers, Sam Rivers), meistert Hutcherson mühelos den sicher nicht zu unterschätzenden Ritt zwischen den Welten des Free Jazz und des Hard Bops und hält selbst in den freejazzigen, ausgefransten Momenten sein Ensemble beisammen, füttert es mit einem unüberhörbaren Zusammengehörigkeitsgefühl. Am deutlichsten kommt diese Gemeinschaft bei der Andrew Hill-Komposition "Les Noirs Marchant" zur Geltung: die spitzen, avantgardistischen Triebe Hills und Davis' werden von Hutchersons Vibraphon zwar nicht geglättet, aber eben doch in einen flüssigeren Kontext gebracht, der weitgehend nachvollziehbar bleibt. Auch im folgenden Titelsong spielt sich das Sextett nach ganz weit draußen, das Gefühl für den Dialog (da schau' her!) mit- und untereinander schießt aber nahezu niemals aus den Fugen. Die Joe Chambers-Komposition ist für mich neben dem fantastischen Opener "Catta" (Andrew Hill) der Höhepunkt der Platte. Ein ungewöhnliches, fast zehn Minuten langes Stück mit einer sehr freien, eigenwilligen Struktur und einem Hutcherson, der mit seinem puren, leicht zischelnd klingenden Vibraphon viel Raum für die Solisten schafft, die kurioserweise gar nicht solieren. Der Titel verfolgt tatsächlich die Idee von "No Solos", dafür vergraben sich sie Musiker förmlich in einem Geben und Nehmen, einem "One Mind"-Gedanken.

So zeigt sich auch an "Dialogue" zum wiederholten Male: die sechziger Jahre sind in Sachen Jazz Gold wert. Wenn eine 42 Jahre alte Platte auch im Jahr 2007 noch derart modern und zeitlos klingt, wenn man den Spirit dieser außergewöhnlichen Epoche noch so lebendig und intensiv in die heutige Zeit transportiert bekommt...es müssen wunderbare Jahre gewesen sein. Andrew Hill drückt es in den Liner Notes wie folgt aus:"It was just wonderful to be alive."


"Dialogue" von Bobby Hutcherson ist im Mai 1965 auf Blue Note erschienen.


04.12.2007

(Tapping)




Vielleicht wäre es doch eine Option, das Internet einfach komplett dicht zu machen. Mir kommt dieser eigentlich eher unschöne Gedanke meist dann in den Sinn, wenn ich Texte wie den folgenden lesen muss:

Die Musik der Band zeichnet sich durch das abwechslungsreiche Gitarrenspiel Dave Knudsons (Tapping) und viele elektronische Einflüsse aus. Abgesehen davon ist die Musik der Band auf einem recht hohen Niveau anzusiedeln. Minus the Bear sind für ihre unterhaltsamen Liedtitel bekannt, so trägt ein Lied des 2002 erschienen Albums Highly Refind Pirates den Titel „Monkey!!! Knife!!! Fight!!!“, was für den Zuhörer recht skurril ist. Auf dem zuletzt erschienen (sic!) Album Menos el Oso sind diese humorvollen Titel allerdings nicht mehr zu finden.

Aber ich muss es ja nicht lesen...

Jedenfalls: Der Auftritt von Minus The Bear, der Band mit dem angesiedelten Gitarrenspiel, dem abwechslungsreichen Niveau und dem hohen (Tapping) in der letzten Woche in Wiesbaden geriet eher lau, vor allem aber laut. Zu laut. Ich möchte sogar sagen: viel zu laut. Es ist schon schade, dass die zweifellos vorhandene Virtuosiät der Band in einem furchtbaren, schmerzenden Brei untergeht. Dass die Songs ihres Meisterwerks "Menos El Oso" aus dem Jahr 2005 bei den etwa 150 Besuchern mit Abstand die besten Reaktionen hervorriefen, während bei den Stücken ihres aktuellen Albums "Planet Of Ice" eher Zurückhaltung Trumpf war, beweist letztlich drei Dinge. Erstens: ich habe immer noch keinen Bock auf "Planet Of Ice" und habe nun auch noch einen guten Grund dafür, wo nicht dagegen, zweitens: "Menos El Oso" ist DAS Minus The Bear-Album, "Basta!"(G.Schröder) Und drittens: wenn eine Band, die sich hinsichtlich ihres Auftretens sichtlich darum bemüht, extrem schüchtern und bodenständig 'rüber zu kommen und sich mit nichts als einem praktisch nur dahingehauchten Queen-Mum-Gedächtniswinker von den Fans verabschiedet, dann eben doch locker drei Minuten als Rockstars feiern lässt, bevor sie nochmal zwei Zugaben spielt, dann finde ich es im besten Fall "amüsant", im schlimmsten Fall unsagbar öde.

Aber sonst war's eigentlich ganz gut.