NUCLEAR ASSAULT - HANDLE WITH CARE
Ein weiterer Beweis dafür, dass ich mich als zwölf, dreizehnjähriger Jüngling viel zu sehr von den Metalmagazinen wie dem Rockhard oder dem Metal Hammer verschaukeln ließ, ist das dritte Album der New Yorker Thrashband Nuclear Assault. "Game Over", das Debut des Quartetts um den ehemaligen Anthrax-Bassisten Dan Lilker, war eine der ersten Thrash Metal-Scheiben, die ich mir aus dem Plattenschrank meines Bruders zog und noch heute kenne ich fast jedes Riff und jeden Beckenschlag dieses Klassikers auswendig. In den darauffolgenden Jahren blätterte ich mehr und mehr in der Metalpresse, und die Urteile über die jeweils aktuellen Alben Nuclear Assaults kamen entweder immer seltener über "Durchschnitt" hinaus, oder sie galten auch künftig immer als eine kleine Enttäuschung - ironischerweise gilt das nicht für den bis dato vorläufigen und darüberhinaus grob unanständig miesen Schwanengesang "Something Wicked", der von Frank Albrecht 9,5 von 10 Punkte verliehen bekam - da muss der Inhalt einer Juniortüte wohl schlecht gewesen sein.
Ich ließ also spätere Alben wie "Handle With Care" und "Out Of Order" links liegen und hörte weiter "Game Over" auf Frischhaltefolienstärke 'runter - bis ich mir vor wenigen Wochen "Scheißrein!" dachte und im Falle von "Handle With Care" endlich zuschlug. Einzig mögliche Reaktion nach den ersten Durchgängen: mir eigenhändig das Nudelholz überziehen! "Handle With Care" ist eine Riesenplatte und nur unwesentlich schwächer als "Game Over", die ja zusätzlich den verklärten Klassikerbonus von mir verliehen bekommt. Das Riffing ist nachwievor völlig einzigartig mitreißend, hinzu kommt der originelle Gesang von John Connelly und die gewohnte Crossover-Mischung aus Thrash Metal und Hardcore, die Songs wie "New Song", "Critical Mass" oder "Search & Seizure" (Hölle!) zu furiosen Thrash-Granaten werden lässt. Nächstes Projekt:"Out Of Order" entdecken.
Von Musikmagazinen halte ich mich übrigens schon seit Jahren fern. Ich bin geheilt.
Erschienen auf Under One Flag, 1989.
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