ROBERT HOOD - OMEGA
And now to something completely Dingsbums: was mich an "Omega", dem aktuellen Album von Detroits Techno-Opa Robert Hood, am meisten fesselt ist sein makelloser Aufbau, die geradezu stromlinienförmige Entwicklung seiner Tunes, seine perfekt ausgearbeiteten Nuancen der Schatten, der dunklen Ecken, der Unwirklichkeit.
"Omega" bezieht sich inhaltlich auf den Film "The Omega Man" von 1971, ein düsterer Science Fiction-Streifen über ein außer Kontrolle geratenenes Bakterium, das die Menschheit vernichtet, und es gelingt Hood tatsächlich mühelos, die düstere Untergangsstimmung nach zu zeichnen. Er hat allerdings auch aktuelle Studien zur Hand: im Grunde ist "Omega" eine Situationsbeschreibung seiner Heimatstadt Detroit:"You can look at downtown Detroit at night after the nine to five have migrated home and it turns into a ghost town. You had abandoned buildings during the crack epidemic and this progressive city had these ‘zombies’ walking the street. Detroit is a prophetic vision of the sign of things to come." Ausgezehrt und entstellt.
Sein Minimal Techno rauscht und zischelt, ist in futuristisches Silber getaucht, er glänzt und ist bei näherem Hinhören gar nicht so straight, wie man meinen könnte. Die Soundshifts sind kaum wahrnehmbar, die vertrackten Rhythmen entfalten sich in düseren, brettharten Patterns, ohne dass man ihnen direkt folgen kann. Fettfrei, muskulös und vielleicht das Wichtigste: völlig kompromisslos. Und dabei doch erstaunlich lyrisch, aber nicht in dem Sinne, wie wir es von den sogenannten Autorentechno-Platten der letzten Jahre kennen. Hood gibt einen Scheiß auf Allgemeinplätze und auf hell ausgeleuchtete Flächen, die man der Melancholie zuliebe mit einem Dimmer aus dem Werkzeugkasten für Jedermann abgedunkelt hat. Vielmehr ist ihm mit "Omega" ein für heutige Verhältnisse nicht nur in der Aussage sehr rauhes, untrendiges Techno-Album gelungen, dass seine Geschichte nicht erzählt, sondern sie mit jedem Durchlauf neu erlebt. Das ist toll, und ich habe ein solch durchgreifendes, stoisches und dabei überaus opulentes Techno-Album schon seit langer Zeit nicht mehr gehört.
Es bleibt eine seltsame Angelegenhet, aber eine sehr inspirierende und anregende.
Erschienen auf M-Plant, 2010.
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