10.02.2008

Platz 4



Fennesz/Sakamoto - Cendre

Schon im Mai 2007 war klar, dass "Cendre" einen der vorderen Plätze meiner Jahrescharts einnehmen wird. Die zweite Kollaboration des japanischen Pianisten Ryuichi Sakamoto mit dem Elektronik-Minimalisten Christian Fennesz nach der gemeinsamen "Sala Santa Cecilia"-EP aus dem Jahre 2005 hat mich praktisch ab der ersten Sekunde an den Kopfhörer gefesselt. Es überrascht, wie sehr sich die Pianoarbeit Sakamotos und der hier zerrupft-noisige, da sanft fließende Fennesz'sche Klangteppich auf Augenhöhe begegenen, ohne jemals in einen eitlen Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft ein zu treten. Mal tupft der Pianist seine Töne nur vage in das funkelnde Hintergrundsurren des Österreichers ("Kokoro", "Glow"), mal lässt er mit seiner linken Hand kleine Melodieminiaturen erkennen ("Haru"), die von Fennesz empfangen und in den Gesamtsound weitergeleitet werden. Das Ergebnis bleibt indes gleich: die beiden Künstler sprechen durchgängig eine Sprache, sie teilen eine Vision einer zutiefst melancholischen Musik, die meilenweit von Kitsch einerseits und Hoffnungslosigkeit andererseits entfernt ist. "Cendre" ist introspektiv, hört hinein, erkennt Schatten und will sie ausdrücklich nicht auflösen. "Cendre" will erstmal, dass Du sie überhaupt annimmst. Das ist der erste Schritt.


P.S. Und ist dieses Artwork von Jon Wozencroft nicht zum Schreien schön?


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