28.12.2007

Platz 20



Tocotronic - Kapitulation

Hätte man mir vor fünf Jahren (oder Minuten) gesagt, dass eines Tages eine Tocotronic-Platte den Weg in meine Jahrescharts findet, hätte ich vermutlich in die Kiste mit den bösen Wörtern gegriffen. Die Hamburger Band war für mich seit vielen, vielen Jahren DAS rote Tuch schlechthin, und es gab mindestens eintausend gute Gründe, warum ich weder mit der Band, noch mit ihren Fans auch nur eine Sekunde meines Lebens verbringen wollte.

"Mein Ruin" als Appetizer vorab auf einigen Magazin-CDs veröffentlicht, schickte mir die ersten Schweißperlen auf die Stirn ("Scheiße, mir gefällt's!"), das Interview in der Sommerausgabe der Spex besorgte den Rest und plötzlich saß ich im Juli auf der Couch und hörte eine Platte, die in den kommenden Wochen zum beinahe täglichen Begleiter wurde. Morgens unter der Dusche stehen, sich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf die Arbeit vorbereiten und dazu Texte wie "Sag alles ab, geh einfach weg / Halt die Maschine an, frag nicht nach dem Zweck" oder "Und wenn du dir denkst alles ist zum Speien / Und so wie du jetzt bist willst du überhaupt nicht sein" zu hören war mein Summerfeeling 2007.

"Kapitulation" war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und kommentierte die Absurdität unserer Leben derart schlau und gekonnt, dass ich mich (ganz im Gegensatz zu meiner Herzallerliebsten) nicht mehr zur Wehr setzen konnte. Es ist schon eine verrückte Welt, ist es nicht?

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