29.01.2012
2011 #7 - Fabric °° A Sort Of Radiance
Das erste Album von Multiinstrumentalist Matthew Mullane unter dem Fabric-Banner ist gleichzeitig die Premiere für das Editions Mego Sublabel Spectrum Spools, das Peter Rehberg gemeinsam mit Emeralds John Elliot ins Leben gerufen hat. Nach mehreren Tape- und Split-Veröffentlichungen Mullanes, die praktisch unsichtbar waren (und leider vermutlich auch bleiben werden), ist "A Sort Of Radiance" ein Rundumschlag auf fast jeder verfügbaren Ebene. Ich glaube, es gab im abgelaufenen Jahr nur wenige Platten, die häufiger auf dem Plattenteller landeten und ich sehe auch im Jahr 2012 noch keinen Grund, sie aus dem obligaten Stapel vor der Anlage zu entfernen. Mullanes Musik ist wie gemacht für meinen Lebenswandel: sitze ich im Home Office, lässt Fabric die ultraviolett glänzenden Strahlen seiner Musik sichtbar durch meinen morgentlichen Kaffeedampf tauchen. Beende ich einen furchtbar anstrengenden Tag und sitzliege nachts um 2 Uhr noch völlig zerschossen auf der Couch, im Kerzenschein, bei Rotwein und im seeligen Muff einer [zensiert], begleitet Fabric die bereits im Museum für Moderne Kunst ausgestopfte Denkmurmel ins Reich der Daunendecken und Schlummertrunks, ergo ins Schattenreich von James T.Kirk - "offensichtlich ein Däne, das T. steht für Sören, wissen die wenigsten" (Malmsheimer), der sein Raumschiff behutsam durch einen Meteoritengürtel navigiert. Ich schweife ab. Aber, und das ist jetzt wichtig, ich habe diese, wie soll ich's sagen...Funktion von Musik sehr zu schätzen gelernt. Und: kann man einen Tag besser beginnen als mit "A Sort Of Radiance"? Ja, man kann, aber dazu kommen wir später. Vielleicht Mitte Februar. Jedenfalls: es gibt auch hier nicht viel, was 2011 an dieser Musik vorbeikam.
So friedlich und beruhigend, zu gleichen Teilen tief und inspiriert zeigt sich hier eine Musik, die sich, ähnlich wie Ricardo Donosos Werk "Progress Chance", mit jeder weitergehenden Auseinandersetzung zu einer anderen Projektion und Aura empormorpht. So schöpft "A Sort Of Radiance" trotz der offenkundigen musikalischen Parataxe (ein neues Wort, ein neues Wort!) eine ungeheure Spannung aus der Verschiebung von Rhythmus und Fläche und aus der Auffächerung von sich sorgfältig entwickelnden Strukturen, die in melancholisch schimmernde Auffangbecken fließen. Hier kommt am Ende alles zusammen; es ist eine Betrachtung der Welt durch ein Prisma. Am Ende ist alles Eins und die Abkopplung ist eine Illusion.
Erschienen auf Spectrum Spools, 2011.
Labels:
2011,
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