VATICAN SHADOW - KNEEL BEFORE RELIGIOUS ICONS
Es ist jetzt 21:30 Uhr, und die Zeiten, in denen ich mich an einem Freitagabend um diese Zeit auf die vielbeschworene und letztlich doch saudumm benamte "Piste" machte, sind in der Regel vorbei. Stattdessen habe ich mir eben gerade einen schönen Schokopudding gemacht und werde gleich die Kaffeemaschine nochmal anschmeißen. Wie sagenhaft uncool kann man sich bitte mit nur zwei Sätzen machen? Jedenfalls, und das ist jetzt sehr wichtig: "Kneel Before Religious Icons" dreht gerade eine der ungezählten Male auf meinem Plattenteller und macht diesen Augenblick zu etwas ganz Besonderem, denn das ist eine große Platte. Obwohl sie so gar nicht so meinem Schokopuddingirrsinn passen mag, denn die Beats und Sounds, die Dominick Fernow hier auspackt, sind giftig und garstig, bisweilen zerstörerisch und apokalyptisch - das passt nicht zum eingekuschelten Abend im Mai (bei gefühlten 9°C, nebenbei gemerkt).
Erstmals im Jahr 2010 auf Tape erschienen und vor wenigen Wochen via Type auf Vinyl verewigt, verbindet Fernow Elemente des frühen Dark Wave mit der kühl glänzenden Moderne einer Platte von Kangding Ray und packt die Atmosphäre von Dead Can Dance dazu, der er allerdings jegliche Schönheit, und Romantik entzogen hat. Ein gespenstisches, dramatisches und monoton-rituelles Werk. Hört man vorzugsweise....naja: an einem Freitagabend mit Schokopudding und Kaffee. Oder bei einer Kniegelenkspiegelung ohne Narkose, ganz nach Neigung.
Erschienen auf Type 2012.
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