26.05.2012

Pinkish Fucking Black



PINKISH BLACK - PINKISH BLACK

Erst seit einigen Tagen in den vier Wänden, dafür aber umso tiefer im Herzen ist die Platte des texanischen Duos Pinkish Black, bestehend aus Daron Beck (ex-Pointy Shoe Factory) and Jon Teague (ex-Yeti), die zuletzt mit dem leider verstorbenen Bassisten Tommy Atkins als The Great Tyrant auftraten. Ich stolperte nur zufällig über den Bandnamen und das Labelinfo, das von der besten Platte des Jahres (logo!) sprach, und ich wollte wenigstens ein Ohr riskieren, um mich hinterher wie gewohnt künstlich über soviel Realitätsverlust zu beschweren. Es kam alles ganz anders: der Opener "Bodies In Tow" bekam auf Youtube ein verstörendes Video übergezogen und er lässt sich mich seitdem nicht mehr los - eine ganz obskure Mischung aus Dark Wave, Postrock und Doom Metal: monoton, auf's erste Hör nicht besonders komplex, aber der Song lebt. Und er verfolgt dich. Das ist wirklich merkwürdig, ich habe sowas schon lange nicht mehr erlebt, dass mich ein Song so gepackt hat, obwohl die Musik im Grunde nicht wirklich dem entspricht, wofür ich mittlerweile und üblicherweise empfänglich bin. Spätestens wenn die Band im hinteren Drittel die ganz großen Emotionen auspackt und die Gesangsmelodie auf die unendliche Reise in eine andere Zeit schickt, ist alles zu spät. Ein paar Tage später musste ich mich folgerichtig ergeben und bestellte ohne weitere Hörproben das Album (und das alleine könnte einen Hinweis für meine Faszination liefern) und es geht mir praktisch nicht mehr aus dem Kopf. Es ist besonders der Gesang, der mich heiß und fettig werden lässt - hinter einem Nebelschleier im Hintergrund des Sounds versteckt, singt Daron Beck dunkle, geheimnisvolle Melodien, die mich nicht selten an den großartigen Robert Lowe von Solitude Aeturnus erinnern, und manchmal, wie bei "Everything Went Dark" kommen auch mal Candlemass-Harmonien von Messiah Marcolin in den Sinn. Als ich, immer noch reichlich verwirrt über die magntische Anziehungskraft dieser Platte, die Herzallerliebste fragte, ob sie dafür eine Erklärung hat, hörte ich:"Da steckt halt ganz viel drin, was Dir gefällt - Dead Can Dance, Solitude Aeturnus...ist doch logisch, dass Du das magst!" Ja. Irgendwie ist's dann doch logisch.

Seit einigen Tagen ist "Pinkish Black" bei Bandcamp per Download für schlappe 7 US-Dollar zu erwerben - wer bei den oben genannten Bands die Ohren gespitzt hat, der darf beruhigt zuschlagen.


Erschienen auf Handmade Birds, 2012.

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