21.04.2012

Vladislav Delay - Vantaa


VLADISLAV DELAY - VANTAA

Der finnische Produzent kehrt mit "Vantaa" stilistisch zu seinem 2007er Meisterwerk "Whistleblower" zurück, und auch qualitativ hat sich Delay nach den letzten, in meinen Ohren etwas schwächeren Veröffentlichungen, wieder gefangen. Sein letztes Album unter dem Delay-Moniker "Tuuma" ist in der Nachbetrachtung nun wahrlich keine Sternstunde, und das freejazzige Werk unter dem Namen Vladislav Delay Quartet, das er im vergangenen Mai zusammen mit Pan Sonics Mika Vainio und Lucio Capece und Derek Shirley aufnahm, hat bei aller Innovation die Tiefe vermissen lassen, für die Delay sonst so bekannt und beliebt ist."Vantaa" erschien gleichfalls 2011 auf Raster-Noton und passt bestens zum Labelkatalog: die Bässe pumpen in unterirdischen Labyrinthen, als würden sie gar nicht dazugehören; Delay verschleppt jede ehemals vorhandene Struktur und kaut bis zum Exzess auf ihr herum, bis er sie ohne großes Aufsehen herunterschluckt.

Ähnlich wie BVDUBs Brock van Wey hat auch Delay den gemächlich vor sich hindümpelnden Dub-Techno auf völlig neuartige Beine gestellt, selbst wenn die angerissenen Ansätze der beiden Musiker unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der eine die Versöhnung sucht und das Licht heller als 1000 Sonnen dreht, reißt der andere metertiefe Krater in den Mutterboden, und fügt der Komfortzone mit einem rasiermesserscharfen Schwert eine klaffende Wunde nach der anderen zu. Und weil Delay es immer wieder versteht, Haken zu schlagen und nach neuen Wegen zu suchen, gehöre ich nachwievor zu seinen großen Bewunderern, selbst wenn ich nicht bei jedem neuen Lebenszeichen auf die Knie sinken muss.

Erschienen auf Raster-Noton, 2011.

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