Als ich im Winter 1999 mit meiner heutigen Ehefrau zusammenkam und eine Wochenendbeziehung das Maß aller, weil eben auch das Einzige aller Dinge war, verbrachten wir die meisten Wochenenden innerhalb ihrer vier Nürnberger Wände und, sagen wir es ruhig offen: im Bett herumlungernd, wenn nicht -gammelnd. Es gab Zeiten, in welchen von Freitag- bis Sonntagabend "Within The Realms Of A Dying Sun" von Dead Can Dance lief. Durchgehend, am laufenden Band. Ich glaube, wir ließen es sogar dann laufen, wenn wir draußen das Nachtleben erkundeten und drückten auch dann nicht die Stopptaste, wenn wir tatsächlich schlafen wollten. Es war kalt, der Schnee fiel und durch das große Schlafzimmerfenster konnten wir in den Hinterhof blicken, der sich langsam in eine Winterlandschaft verwandelte. Dead Can Dance war unser Soundtrack für diese Stunden. Drei Jahre und drei Wohnungen später residierten wir gemeinsam in Hessen-Hitler-City, der Autor war gesundheitlich schwer angeschlagen und hatte viele gute Gründe, viel und gut im, richtig: Bett, zu liegen. Diesmal lieferten Bohren und der Club Of Gore den Soundtrack für eine ungleich schwierigere, bedrückendere Zeit und spendeten doch Hoffnung und Trost: ihr Doom-Jazz schleppte sich ebenfalls stundenlang wie ein schwarzer Schleier durch die Wohnung, beruhigte aber eher, als dass er aufwühlte. Die extreme Langsamkeit ihrer Musik manipulierte meine Wahrnehmung von Zeit, und ich glaube, dass dies genau der Schlüssel war, dem ich das passende Schloss entgegensetzte. Eine wichtige und einschneidende Zeit, weshalb "Black Earth" den Vorzug vor dem ebenfalls völlig beeindruckenden Nachfolger "Geisterfaust" aus dem Jahr 2005 erhält.
17.01.2010
2000-2009 #1: Bohren Und Der Club Of Gore - Black Earth
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