01.11.2015

Skyclad - They Were Building A Ruin (Teil 6)




SKYCLAD - IRRATIONAL ANTHEMS

I'm a founding member of the Pessimist Society, 
I talk to my reflection 'cause I trust it not to lie to me.

Nachdem der Fünfer kurzfristig Black Sabbath auf deren "Forbidden"-Tour in England als Support begleitete, erschien Skyclads erfolgreichstes Album "Irrational Anthems" im Mai 1996 und schlug plötzlich ein wie die vielzitierte Bombe. Vor allem deutsche Metalmagazine überschlugen sich mit Lobeshymnen, weshalb als Folge erstmals ein größerer Teil der hiesigen Metalszene auf das Quintett aufmerksam wurde. Auch in Griechenland wurde mit "Irrational Anthems" ordentlich abgeräumt. Der mit einem frischen Führerschein ausgestattete Herr Dreikommaviernull war der Band spätestens hier hoffnungslos verfallen und  fuhr verbotenerweise nach den abendlichen Kneipenabenden mit Freunden noch ziellos, dafür mit heruntergelassenen Hosen Fenstern im schreiend orange lackierten Opel Corsa (aka "Das Spaßmobil") für Stunden durch Frankfurt, um diese neuen Hymnen in voller Lautstärke zu genießen. 

Der Metal-Anteil wurde im Vergleich mit den Vorgängern durchaus signifikant zurückgefahren, was sich in erster Linie am transparenteren Klang zeigte, der die Gitarren bei Weitem nicht mehr so präsent, und dafür das Schlagzeug tatsächlich folkiger und luftiger darstellte. Das Songwriting ließ derweil erste Schlüsse auf die künftige Entwicklung der Band zu: "Penny Dreadful" ist ein reinrassiger und eingängig arrangierter Folk-Song mit einprägsamer Melodie und angriffslustigem Text über das Musikgeschäft:

Forgive me if I'm out of order
This new music has no soul
It may be good for making money
Sadly that is not my goal

Integrity and honesty
Are words that you don't understand
But you're the best
It says so in the Penny Dreadful in your hand

I saw you in a magazine
They're calling you Messiah
They must be living in a dream
They couldn't be more wrong

"Oh, if we'd played this riff more punk
Than may be we'd have had a million-seller"
But this piper's tune is not for sale
I'm glad to say I'm not that kind of fella

DJ's, VJ's, pimps and trollops
Never mind music, this is bollocks

I saw you in a magazine
They're calling you Messiah
They must be living in a dream
They couldn't be more wrong

Turn on! Tune up!
Cash in! Sell out!

Stand your ground behind the times
And refuse to follow fashion
Write your poetry with anger
And then sing it with a passion

Painted faces in a circus
Images that spring to mind,
When I read my Penny Dreadful
Filled with pictures of your kind

I saw you in a magazine
They're calling you Messiah
They must be living in a dream
They couldn't be more wrong

Commercial suicide's appealing
After 10 years on this losing streak
'cause I'd rather be called sour and bitter
Than be deemed the flavour of the week

I saw you in a magazine
They're calling you Messiah
They must be living in a dream
They couldn't be more wrong

Extra, extra, read all about it!

I saw you in a magazine
They're calling you Messiah
They must be living in a dream
They couldn't be more wrong




Hinzu kamen mit "The Spiral Staircase" ein ruhiges Geigen-Intermezzo und mit "No Deposit, No Return" ein relaxt swingendes Folkstück, bei dem Sänger Walkyier seine oftmals gepresst und unwirsch klingende Metalstimme gegen einen Klargesang eintauschte. Nicht zu vergessen das mittlerweile zur Tradition gewordene, ruhige, dafür sehr intensive Abschlussstück eines Skyclad-Albums: dieses Mal schnürt es einen bei "Quantity Time" die Kehle zu. 

"Irrational Anthems" ist bei Licht betrachtet ein fantastisches Album einer mit tollen Ideen vollgestopften Band auf ihrem kreativen Zenit und hat nach fast 20 Jahren eigentlich nur den Makel, dass es als einziges Skyclad-Album in meinem Buch nicht so irre gut gealtert ist. Ich kann den Finger nicht genau auf den Grund der Wunde legen - vielleicht habe ich es damals auch einfach nur zu oft und damit überhört, oder aber es steht in meinem Kopf sehr abgegrenzt für einen ganz bestimmten Abschnitt meines Lebens, der gleichfalls von meinem Restleben sehr stark abgegrenzt ist und der "Irrational Anthems" in dieser Hinsicht schlicht mitschleift. 

Ich lege das Album heutzutage praktisch nicht mehr auf. Wenn ich es aber tue, so wie für diesen Text, finde ich praktisch keine Schwachstelle. 

Erschienen auf Massacre Records, 1996.

Keine Kommentare: