11.02.2015

2014 ° Platz 7 ° Taylor McFerrin - Early Riser



TAYLOR MCFERRIN - EARLY RISER


Wie der Vater, so der Sohn. Hatte ich auf diesem Blog im Jahr 2009 bereits den Klassiker "The Voice" von Bobby McFerrin lobend erwähnt, ist nun sein Sohn Taylor an der Reihe. "Early Riser" ist sein lange erwartetes und über den läppischen Zeitraum von nur sechs Jahren fertiggestelltes Debut, das im abgelaufenen Jahr auf Brainfeeder erschien, dem Label von Flying Lotus-Vorstand Steve Ellington also, und dabei dessen enttäuschendes "You're Dead"-Album ganz nonchalant und mit samtiger Verve gegen die nächste Wand batscht. 

'Nonchalance' ist dabei ein gutes Stichwort: "Early Riser"  ist, ganz dem Titel entsprechend, Guten-Morgen-Musik für den Winter - ob's für den Sommer genauso gilt, teste ich in ein paar Monaten aus. Wenn Herr Dreikommaviernull seine Tage im Home Office verbringt und morgens gegen 8 Uhr den ersten Kaffee des Tages in der Küche zusammenbraut, danach den Rechner hochfährt, um sich gleich anschließend schon über die ersten Mails zu ärgern, dann war diese Platte in den vergangenen Wochen meistens an seiner Seite und gab ihm trotz des Ärgers und des Stresses ein - Verzeihung für das Klischee: ein gutes Gefühl. Manche Wahrheiten sind eben so simpel.

Wie es bei den vorliegenden Genen nicht zwingend anders zu erwarten war, ist die Musik des Multiinstrumentalisten alles andere als "simpel". Dabei ist "Early Riser" nicht überkomplex, wenngleich die verschachtelten Arrangements nebst den zahlreichen musikalischen Fluchtpunkten und Layern, in denen sich die zwölf Kompositionen bewegen, nicht gerade für Mainstream-Pop stehen. Gleichfalls steht aber auch kein avantgardistisches, experimentelles Album auf dem Programm - viel mehr ist Taylors Debut mit seinem Mix aus Neo-Soul, Jazz, Hip Hop und zaghafter Electronica der Soundtrack für diffuses, zwischen transparenten Gardinen durchbrechendes Licht eines neuen Tages, für zurückgezogene Stunden, für ans Bett gebrachten, frischen Kaffee. Für Schneefall. Für ein heißes Bad. Für einen Bademanteltag. Für einen Kuschelsonntag im Bett mit einem Menschen, den man liebt. 





Erschienen auf Brainfeeder, 2014.

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