01.02.2015

2014 ° Platz 11 ° Zara McFarlane - If You Knew Her



ZARA MCFARLANE - IF YOU KNEW HER


Auch bei Zara McFarlanes zweitem Album benötigte ich nur ein großartiges Cover und den Labelnamen, um einen beinahe umgehenden Kaufreflex auszulösen. Gilles Petersons Brownswood Recordings ist seit Jahren sehr stilsicher und eine todsichere Wette in Bezug auf neue, spannende Musik. Peterson mausert sich dabei immer mehr zum Nachfolger des verstorbenen John Peel, auch wenn sich ebenjener stilistisch zwischen alle Stühle setzte, während Peterson weitgehend nur im großen Electronica-, Soul-, Funk-, Jazz- und Downbeat-Becken unterwegs ist.

Ein Besuch bei Tommes Records in Stuttgart brachte mich dann schlussendlich zu "If You Knew Her". Inhaber Tommes, der gewöhnlicherweise nur sehr ausgewählte und exklusive Neuheiten im Programm hat und im Schaufenster präsentiert, hatte McFarlanes Platte tatsächlich prominent in der Auslage platziert und ich, der auch hier die sechs verschiedenen virtuellen Wunschzettel schon längst gefüttert, die Scheckkarte aber noch nicht gezückt hatte, forderte sofort ein Exemplar. Es war sein letztes. Mit einigem Leuchten in den Augen frohlockte Tommes (vermutlich) nicht nur über die frisch verdienten 22 Euro, sondern auch über diese Platte. Der Mann ist seit Jahrzehnten im Geschäft, logischerweise mittlerweile mit allen Wassern gewaschen und lässt sich folgerichtig nur selten aus der Reserve locken, aber hier schwärmte er, was das für eine tolle, tolle Platte sei. Überrascht ob dieses fast schon emotional zu bezeichnenden Ausbruchs, war ich andererseits sicher, dass auch ich viel Spaß mit "If You Knew Her" haben werde. 

Die Tochter jamaikanischer Eltern hat sich eine bemerkenswerte Mixtur aus traditionellem Jazz der Nina Simone-Ära und einem modernen Soul einer Jill Scott ausgedacht. Bemerkenswert, weil dieses Amalgam eine Unterscheidung oder gar Aufteilung beider Richtungen kaum ermöglicht. Dabei passt die Instrumentierung in ihrer Sparsamkeit eher zu einem dunklen, schummrigen Jazzclub. Hier sei besonders Pianist Peter Edwards erwähnt, der seine Töne und Akkorde wie Marmor-Denkmäler vergessener Jazzpianisten in von tagelangem Regen aufgeweichte Böden versinken lässt. Die deepe, angenehm angerauhte Stimme McFarlanes bekommt damit viel Auslauf geschenkt und bündelt die Einflüsse der mit Reggae und Musicals aufgewachsenen Londonerin zu einem dämmerigen, mit schwelenden Glutnestern gespickten Allround-Paket. Und mit dem Eröffnungssong "Open Heart" gibt es sogar noch einen kleinen Pop-Hit.

Erschienen auf Brownswood Recordings, 2014.

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