02.10.2010

I wouldn't call it Kulturpessimismus, but...

Jeder weiß es: der Musikexpress aus dem Hause Axel Springer ist der Guido Westerwelle unter den Musikmagazinen, womit auch der wahrhafteste Grund genannt wäre, das Heftlein im Laden ganz weit hinten verschwinden zu lassen: die Springerpresse kann mich mal. Aber auch der gute Florian ist manchmal schwach und bekloppt und irgendwie musste ich die Warterei am Flughafen ja 'rumkriegen. Außerdem köderten sie mich mit der Ankündigung von 250 im Heft präsentierten Geheimtipps, also Plattem, und ich hatte schon beim Gedanken daran Schaum vorm Mund, also musste ich zugreifen. "And I'm not proud of it, 'kay? 'kay!" (Bill Hicks).

Dass die Redakteure des MEs zu den gewieftesten Wortonanisten und Architekturtänzern gehören - bon, ist nun auch keine umwerfende Neuigkeit mehr. Dass die beknackten Modestrecken mittlerweile und offensichtlich zum guten Ton eines jeden Quatschmagazins gehören - geschenkt, ich muss sie nicht anschauen. Dass der allmächtige Berlin-Hype gegenwärtig selbst bis in die Bäckerblume vorgedrungen ist - gut, ist ärgerlich, aber was juckt mich Berlin? Dass über die Mitglieder von "mental verrotteten" (Malmsheimer) und darüber hinaus sogenannten Indiebands wie Bonaparte und Cobra Killer neuerdings geschrieben werden muss, welche Klamotten sie am Leib tragen - puh, die Bette Midler is' ja auch tot! 

Dass jedoch der nicht weniger als wahnsinnig zu nennende Musikexpress all das eben unter Schmerzen aufgeführte nun in einer einzigen, verkackten Modestrecke bündelt, den Schmutz mit "Berlin Geht Style" übertitelt, darin ein frisch gevögeltes Frettchen der Band Jeans Team zu Wort kommen lässt, der - abgelichtet mit schwarz angemaltem Gesicht, einem Knochen im Mund und auf einem Stuhl sitzend, während neben ihm ein offensichtlich mittels Schmerzmitteln und/oder Schwachsinn im Quadrat betäubter Blondling eine rote Flagge hisst - ohne mit der Wimper zu zucken zwei Sätze wie "Berlin ist stilfrei und darum glücklich. Mein Lieblingsort ist seit Mitte der 90er das "Metzer Eck" im Prenzlauer Berg, wegen des Kasslertellers." einfach mal so und total nonchalant ins Blatt kotzen darf und als Krönung dieses eiskalt konstruierten Ekels die Redaktion direkt im Anschluss per Anzeige auf den hauseigenen Heftableger "me.style" hinweist, der selbstredend und wie bestellt - wen würde es angesichts dieses zenterschweren Dummfugs auch schon wundern - mit dem Titelthema "Berlin" versucht, die letzten Minderbemittelten zu einem Kauf zu überreden - das finde ich in der dargestellten Stringenz dann doch wieder total geil.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wunderschön!